Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2015 — 2016

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2015
DOI Kapitel:
II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Michaels, Axel: Kulturelles Erbe in Katastrophen: Nepal und seine Erdbeben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55653#0080
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. Wissenschaftliche Vorträge

Frage Kegarne? („Was soll man machen?“) ist nicht der übliche Fatalismus, sondern
entspricht ein wenig dieser religiös geprägten Einstellung.
Für den Wiederaufbau gilt Ähnliches. Während für die UNESCO und ande-
re westliche Organisationen Originalität und Authentizität die oft entscheidenden
Kriterien sind, zählt in Nepal mehr die religiöse Präsenz der Götter. So kann ein
großer alter Tempel rituell unbedeutend sein und neben einem anderen Tempel
stehen, der vielleicht in seiner Baustruktur nur achtzigjahre alt ist, dafür aber zahl-
reich aufgesucht wird. Welchen Tempel soll man wiederaufbauen? Welchem soll
man Vorrang geben? Die religiöse Sicht auf die Katastrophe kennt nur die Gegen-
wart, der sich die Vergangenheit unterzuordnen hat. Vergangenheit selbst ist kein
Wert. Dem kleinen Tempel wäre also der Vorzug zu geben. Die UNESCO und an-
dere Organisationen fördern aber übel-wiegend den Wiederaufbau von touristisch
beliebten Weltkulturerbestätten, welche von den Bewohnern nicht unbedingt als
Sitze der bedeutenden Götter gesehen werden. Aber auch diese genießen es wohl,
wenn sie wieder ein Dach über dem Kopf haben.


Nach dem Erdbeben vom 25. 4.2015gesicherte Holzfenster des Car Narayan Tempels in Patna (Nepal).

80
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften