D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
tende internationale Entwicklungsbiologen, die im Labor von Klaus Sander arbei-
teten oder dort mit ihrer wissenschaftlichen Karriere begannen, waren Herbert
Jäckle (1977), heute Direktor der Abteilung „Molekulare Entwicklungsbiologie“
am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, Klaus Kalt-
hoff (Dissertation 1971 bei Sander und langjähriger Mitarbeiter), seit 1978 an der
University of Texas, Austin, und Detlev Arendt (EMBL), ein wichtiger Vertreter
der aufkommenden Richtung der evolutionärer Entwicklungsbiologie (EvoDe-
vo), der seine Karriere bei Katharina Nübler-Jung am Lehrstuhl Sander begann.
Klaus Sander war auch maßgeblich an der Berufung des Genetikers Jose-Antonio
Campos-Ortega nach Freiburg beteiligt, der in Freiburg wesentliche Arbeiten zur
Entwicklungsgenetik des Nervensystems von Drosophila melanogaster leistete und
wiederum weitere herausragende Wissenschaftler anzog wie Gerd Jürgens, Ruth
Lehmann, Gerd Technau und Volker Hartenstein. Klaus Sander schuf hier durch
seine tiefen Kenntnisse der Entwicklungsbiologie und Physiologie von Insekten
für die aufstrebende neue Generation von Entwicklungsbiologen einen Nährbo-
den für fruchtbarste Diskussionen und neue Ideen, die mit den Werkzeugen der
Molekularbiologie und Genetik getestet werden konnten. Bemerkenswert war
auch, dass sich dieses fruchtbare Milieu für Klaus Sander nicht in Autorenschaf-
ten, sondern „nur“ in Danksagungen niederschlug, was die Bescheidenheit von
ihm dokumentiert.
Klaus Sander war langjähriger Herausgeber des traditionsreichen Wilhelm
Roux Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen (1988 — 1996). Im Roux
Archiv veröffentlichte er eine Serie von wichtigen Arbeiten zur Geschichte der
Entwicklungsbiologie, die nach seiner Emeritierung im Jahr 1994 entstanden sind.
Diese behandelten u. a. die Entdeckung des Organisator-Konzepts bei Amphibien
durch Hilde Mangold und Hans Spemann, die Formulierung der Keimbahnthe-
orie durch August Weismann, den Beginn der mechanistischen Denkweise in der
Embryologie durch das Konzept der Entwicklungsmechanik von Roux und vieles
mehr.
Klaus Sander war für seine enthusiastische Lehre bekannt und bei seinen Stu-
denten beliebt. An der Academia Sinica war er Gastprofessor. Für seine Verdienste
in der Entwicklungsbiologie erhielt er 1991 den Ehrenpreis der Deutschen Ge-
sellschaft für Entwicklungsbiologie und 2002 die Alexander Kovalevsky-Medaille
(Petersburg). Er wurde 1989 in die Leopoldina und 1990 in die Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften aufgenommen. Mit seinem Tod im Alter von 86 Jahren
hat uns ein international herausragender Kollege und bedeutender Zoologie und
Entwicklungsbiologe verlassen.
Thomas Holstein
336
tende internationale Entwicklungsbiologen, die im Labor von Klaus Sander arbei-
teten oder dort mit ihrer wissenschaftlichen Karriere begannen, waren Herbert
Jäckle (1977), heute Direktor der Abteilung „Molekulare Entwicklungsbiologie“
am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen, Klaus Kalt-
hoff (Dissertation 1971 bei Sander und langjähriger Mitarbeiter), seit 1978 an der
University of Texas, Austin, und Detlev Arendt (EMBL), ein wichtiger Vertreter
der aufkommenden Richtung der evolutionärer Entwicklungsbiologie (EvoDe-
vo), der seine Karriere bei Katharina Nübler-Jung am Lehrstuhl Sander begann.
Klaus Sander war auch maßgeblich an der Berufung des Genetikers Jose-Antonio
Campos-Ortega nach Freiburg beteiligt, der in Freiburg wesentliche Arbeiten zur
Entwicklungsgenetik des Nervensystems von Drosophila melanogaster leistete und
wiederum weitere herausragende Wissenschaftler anzog wie Gerd Jürgens, Ruth
Lehmann, Gerd Technau und Volker Hartenstein. Klaus Sander schuf hier durch
seine tiefen Kenntnisse der Entwicklungsbiologie und Physiologie von Insekten
für die aufstrebende neue Generation von Entwicklungsbiologen einen Nährbo-
den für fruchtbarste Diskussionen und neue Ideen, die mit den Werkzeugen der
Molekularbiologie und Genetik getestet werden konnten. Bemerkenswert war
auch, dass sich dieses fruchtbare Milieu für Klaus Sander nicht in Autorenschaf-
ten, sondern „nur“ in Danksagungen niederschlug, was die Bescheidenheit von
ihm dokumentiert.
Klaus Sander war langjähriger Herausgeber des traditionsreichen Wilhelm
Roux Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen (1988 — 1996). Im Roux
Archiv veröffentlichte er eine Serie von wichtigen Arbeiten zur Geschichte der
Entwicklungsbiologie, die nach seiner Emeritierung im Jahr 1994 entstanden sind.
Diese behandelten u. a. die Entdeckung des Organisator-Konzepts bei Amphibien
durch Hilde Mangold und Hans Spemann, die Formulierung der Keimbahnthe-
orie durch August Weismann, den Beginn der mechanistischen Denkweise in der
Embryologie durch das Konzept der Entwicklungsmechanik von Roux und vieles
mehr.
Klaus Sander war für seine enthusiastische Lehre bekannt und bei seinen Stu-
denten beliebt. An der Academia Sinica war er Gastprofessor. Für seine Verdienste
in der Entwicklungsbiologie erhielt er 1991 den Ehrenpreis der Deutschen Ge-
sellschaft für Entwicklungsbiologie und 2002 die Alexander Kovalevsky-Medaille
(Petersburg). Er wurde 1989 in die Leopoldina und 1990 in die Heidelberger Aka-
demie der Wissenschaften aufgenommen. Mit seinem Tod im Alter von 86 Jahren
hat uns ein international herausragender Kollege und bedeutender Zoologie und
Entwicklungsbiologe verlassen.
Thomas Holstein
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