D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder
Theodor M. Fliedner
(1.10.1929-10.11.2015)
Nachrufe sind für alle Beteiligten nicht einfach. Sie sind ein Versuch des Inne-
haltens, des Gedenkens, aber auch des Weiterdenkens. Bei einem Lebenswerk
wird dieses Unterfangen nicht einfacher, insbesondere dann, wenn es so viele ver-
schiedene Facetten wie bei Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Theodor Fliedner umfasst.
Ich möchte dies gerne aus einem persönlichen Blickwinkel tun. Aus dem Lebens-
werk von Theodor Fliedner ragen für mich zwei Aspekte heraus. Da ist zum einen
der zupackendc Visionär und zum anderen der Homo academicus. Als weiteres
kommt bei dem Norddeutschen, in Hamburg geborenen, die Prägung in einer
großen protestantischen Familie hinzu, die auf eine lange Kette von Pfarrern zu-
rückblicken kann. Ein anderer berühmter, in diesen Tagen verstorbener Hambur-
ger, wird gerne mit dem Satz zitiert „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“.
Da hat der sonst so sprachscharfe Helmut Schmidt Illusionen mit Visionen und
Visionen mit Utopie verwechselt. Theodor Fliedner war der Visionär, der selbst
der Arzt war, der Visionen in die Realität holen konnte und wenn dies nicht reich-
te, war er jederzeit in der Lage, an anderer Stelle einen Arzt, der auch ein Politiker
sein konnte, hinzuzuziehen.
Theodor Fliedner war jedoch vor allem auch ein Homo academicus, dies
hat ihn durch seine gesamte Karriere als Arzt und Wissenschaftler entscheidend
geprägt. 1970 wurde Theodor Fliedner in die Heidelberger Akademie der
Wissenschaften aufgenommen und hat dort am 9. Juni 1979 eine bemerkenswerte
Antrittsrede gehalten, die man heute noch mit der Fortschreibung der Entwicklung
der nächsten 35 Jahre mit großem Erkenntnisgewinn lesen kann. Darin hat er die
Akademie als Baustein eines „Invisible College“ bezeichnet, das interdisziplinär
und weltumspannend ist und dem die Träger der wissenschaftlichen und damit
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Theodor M. Fliedner
(1.10.1929-10.11.2015)
Nachrufe sind für alle Beteiligten nicht einfach. Sie sind ein Versuch des Inne-
haltens, des Gedenkens, aber auch des Weiterdenkens. Bei einem Lebenswerk
wird dieses Unterfangen nicht einfacher, insbesondere dann, wenn es so viele ver-
schiedene Facetten wie bei Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Theodor Fliedner umfasst.
Ich möchte dies gerne aus einem persönlichen Blickwinkel tun. Aus dem Lebens-
werk von Theodor Fliedner ragen für mich zwei Aspekte heraus. Da ist zum einen
der zupackendc Visionär und zum anderen der Homo academicus. Als weiteres
kommt bei dem Norddeutschen, in Hamburg geborenen, die Prägung in einer
großen protestantischen Familie hinzu, die auf eine lange Kette von Pfarrern zu-
rückblicken kann. Ein anderer berühmter, in diesen Tagen verstorbener Hambur-
ger, wird gerne mit dem Satz zitiert „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“.
Da hat der sonst so sprachscharfe Helmut Schmidt Illusionen mit Visionen und
Visionen mit Utopie verwechselt. Theodor Fliedner war der Visionär, der selbst
der Arzt war, der Visionen in die Realität holen konnte und wenn dies nicht reich-
te, war er jederzeit in der Lage, an anderer Stelle einen Arzt, der auch ein Politiker
sein konnte, hinzuzuziehen.
Theodor Fliedner war jedoch vor allem auch ein Homo academicus, dies
hat ihn durch seine gesamte Karriere als Arzt und Wissenschaftler entscheidend
geprägt. 1970 wurde Theodor Fliedner in die Heidelberger Akademie der
Wissenschaften aufgenommen und hat dort am 9. Juni 1979 eine bemerkenswerte
Antrittsrede gehalten, die man heute noch mit der Fortschreibung der Entwicklung
der nächsten 35 Jahre mit großem Erkenntnisgewinn lesen kann. Darin hat er die
Akademie als Baustein eines „Invisible College“ bezeichnet, das interdisziplinär
und weltumspannend ist und dem die Träger der wissenschaftlichen und damit
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