Antrittsrede von Henry Keazor
(also: „Das Doppelte/das Phänomen der Doppelung macht dich aus, konstituiert
dich“, womit er - hoffentlich - nicht eine eventuelle schizophrene Grundkonsti-
tution meinerseits meinte).
Wende ich dieses Konzept nun versuchsweise - sozusagen erst einmal heuris-
tisch - auf meine Herkunft an, so findet es sich in dieser ersten Näherung schon
bestätigt, denn ich bin im Doppel-Sternzeichen der Fische geboren, und zwar als
Sohn der Deutschen Sabine Kett-Birck und des Nigerianers Henry Keazor, der
nach Deutschland gekommen war, um hier in Heidelberg Medizin zu studie-
ren.
Trotz dieser Geburt in Heidelberg habe ich zudem sozusagen zwei Heimat-
städte, denn ich bin dann tatsächlich nicht in Heidelberg, sondern in Saarbrücken
aufgewachsen (mit einem kleinen Abstecher zwischendurch ausgerechnet nach
Rheinland-Pfalz, also dem Bundesland, mit dem das Saarland angeblich in einer
schon lange währenden Feindschaft verbunden ist).
Schon während des Gymnasiums schien es mir ausgemacht, dass ich an-
schließend ein geisteswissenschaftliches Studium belegen würde (konkret hatte
ich an die Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Giessen gedacht),
aber durch meinen im Krankenhaus geleisteten Zivildienst wurde mein Interesse
an der Medizin geweckt. Und so trat ich, ohne dies eigentlich gewollt zu haben,
zunächst in die Fußstapfen meines Vaters, indem ich in Heidelberg Medizin zu
studieren begann. Allerdings blieb mein Interesse an den Geisteswissenschaften,
namentlich der Philosophie und Germanistik erhalten, und so pendelte ich im
Uni-Alltag zwischen dem Neuenheimer Feld und der Altstadt (auch hier lässt sich
also eine Doppelung hinsichtlich der Studieninteressen beobachten).
Allerdings überwog letzten Endes dann doch meine Faszination für die Geis-
teswissenschaften, und so wechselte ich nach vier Semestern zu einer Studien-
kombination der Fächer Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und
Philosophie.
Anlässlich eines Auslandaufenthaltes in Paris 1990/91 wurde mir dann auch
klar, in welchem der beiden, mein Studium beherrschenden Fächer - Germanis-
tik oder Kunstgeschichte (also auch hier wieder eine Doppelung) - ich letzten
Endes meinen Abschluss machen wollte, denn ich stieß während meiner Erkun-
dungen des Pariser Louvre auf die Werke des französischen Barockmalers Nicolas
Poussin.
Auch er weist eine gewisse Doppelung auf, denn er wurde zwar 1594 in der
Normandie geboren, lebte und arbeitete dann aber den Großteil seines Lebens in
Rom, so dass in der Fachforschung immer wieder diskutiert wird, ob es sich bei
ihm eigentlich um einen französischen oder einen italienischen Künstler han-
dele.
1995 legte ich dann hier in Heidelberg eine von dem Kunsthistoriker Max
Seidel betreute Dissertation zu Poussin vor, die sich mit den so genannten „Na-
291
(also: „Das Doppelte/das Phänomen der Doppelung macht dich aus, konstituiert
dich“, womit er - hoffentlich - nicht eine eventuelle schizophrene Grundkonsti-
tution meinerseits meinte).
Wende ich dieses Konzept nun versuchsweise - sozusagen erst einmal heuris-
tisch - auf meine Herkunft an, so findet es sich in dieser ersten Näherung schon
bestätigt, denn ich bin im Doppel-Sternzeichen der Fische geboren, und zwar als
Sohn der Deutschen Sabine Kett-Birck und des Nigerianers Henry Keazor, der
nach Deutschland gekommen war, um hier in Heidelberg Medizin zu studie-
ren.
Trotz dieser Geburt in Heidelberg habe ich zudem sozusagen zwei Heimat-
städte, denn ich bin dann tatsächlich nicht in Heidelberg, sondern in Saarbrücken
aufgewachsen (mit einem kleinen Abstecher zwischendurch ausgerechnet nach
Rheinland-Pfalz, also dem Bundesland, mit dem das Saarland angeblich in einer
schon lange währenden Feindschaft verbunden ist).
Schon während des Gymnasiums schien es mir ausgemacht, dass ich an-
schließend ein geisteswissenschaftliches Studium belegen würde (konkret hatte
ich an die Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Giessen gedacht),
aber durch meinen im Krankenhaus geleisteten Zivildienst wurde mein Interesse
an der Medizin geweckt. Und so trat ich, ohne dies eigentlich gewollt zu haben,
zunächst in die Fußstapfen meines Vaters, indem ich in Heidelberg Medizin zu
studieren begann. Allerdings blieb mein Interesse an den Geisteswissenschaften,
namentlich der Philosophie und Germanistik erhalten, und so pendelte ich im
Uni-Alltag zwischen dem Neuenheimer Feld und der Altstadt (auch hier lässt sich
also eine Doppelung hinsichtlich der Studieninteressen beobachten).
Allerdings überwog letzten Endes dann doch meine Faszination für die Geis-
teswissenschaften, und so wechselte ich nach vier Semestern zu einer Studien-
kombination der Fächer Kunstgeschichte, Germanistik, Musikwissenschaft und
Philosophie.
Anlässlich eines Auslandaufenthaltes in Paris 1990/91 wurde mir dann auch
klar, in welchem der beiden, mein Studium beherrschenden Fächer - Germanis-
tik oder Kunstgeschichte (also auch hier wieder eine Doppelung) - ich letzten
Endes meinen Abschluss machen wollte, denn ich stieß während meiner Erkun-
dungen des Pariser Louvre auf die Werke des französischen Barockmalers Nicolas
Poussin.
Auch er weist eine gewisse Doppelung auf, denn er wurde zwar 1594 in der
Normandie geboren, lebte und arbeitete dann aber den Großteil seines Lebens in
Rom, so dass in der Fachforschung immer wieder diskutiert wird, ob es sich bei
ihm eigentlich um einen französischen oder einen italienischen Künstler han-
dele.
1995 legte ich dann hier in Heidelberg eine von dem Kunsthistoriker Max
Seidel betreute Dissertation zu Poussin vor, die sich mit den so genannten „Na-
291