Nachruf auf Reinhart Ahlrichs
die Arbeit zur Herleitung von Schranken für das asymptotische Verhalten von
Elektronendichten oder aber seine 1977 zusammen mit Experimentatoren veröf-
fentlichte Arbeit über Van-der-Waals-Wechselwirkungen. Er war vermutlich der
Erste, der das enorme Potential der Ende der achtziger Jahre erstmals erhältlichen
Workstations (und später PCs) für die computerbasierte Quantenchemie erkannte.
Entsprechend hat er dann mit seinem Doktoranden Marco Häser die Entwicklung
des besonders auf solche Rechner angepassten Quantenchemie Programmpakets
TURBOMOLE betrieben. Dabei verfolgte er immer das zweifache Ziel: (i) der
ganzen Chemie (auch den Experimentatoren) ein möglichst praktisches Werkzeug
für quantenchemische Berechnungen an Molekülen jeglicher Größe und Zusam-
mensetzung zur Verfügung zu stellen und (ii) dieses Werkzeug entsprechend der
neuesten methodischen Fortschritte dann auch stetig weiterzuentwickeln. Dieser
Ansatz führte dazu, dass das Programm weltweit aufgegriffen wurde und das es
über weite Bereiche der Chemie bis heute intensiv genutzt wird.
Neben den bereits erwähnten methodischen Aspekten lebte die Forschung
von Reinhart Ahlrichs auch von seiner intensiven Wechselwirkung mit vielen
Experimentatoren. Entsprechend haben ca. 25 % seiner Publikationen experi-
mentelle Koautoren. Dabei hat er meist den Experimentatoren zunächst bei der
Präzisierung ihrer Fragestellung geholfen, um dann geeignete Modellrechnungen
durchzuführen, die das Problem quantitativ lösten. In den letzten Jahren interes-
sierten ihn dann die Probleme am meisten, die nur durch eine Kombination von
Experiment und Theorie beantwortbar waren. So hat er sich z. B. intensiv mit
der teilchengrößenabhängigen elektronischen Struktur von Metall- und Halblei-
terclustern beschäftigt. Diese Arbeiten an Nanoteilchen führten dann auch dazu,
dass er 1998 als Arbeitsgruppenleiter im Nebenamt an das neu gegründete Institut
für Nanotechnologie (INT) des damaligen Forschungszentrums Karlsruhe beru-
fen wurde (heute KIT, Campus Nord). Dieses erste Nanotechnologie-Institut in
Deutschland hat er bis zur Emeritierung in 2008 (und noch darüber hinaus) nach-
haltig geprägt. Reinhart Ahlrichs war der Autor oder Koautor von ca. 300 wissen-
schaftlichen Arbeiten, die bis heute mehr als 52.000 Mal zitiert wurden. Als einer
der Gründerväter der computerbasierten Quantenchemie hat er sein Forschungs-
gebiet signifikant vorangebracht und auch auf internationaler Ebene geprägt.
Entsprechend hat er viele Preise und Auszeichnungen erhalten. An dieser Stelle
besonders zu erwähnen sind der 1999 an ihn verliehene Landesforschungspreis
des Landes Baden-Württemberg, die 2000 an ihn verliehene Bunsen-Denkmünze
der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie sowie die im glei-
chen Jahr erfolgte Auszeichnung mit der Liebig-Gedenkmünze der Gesellschaft
Deutscher Chemiker. 1991 wurde er in die Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften gewählt. 1992 wurde er Mitglied der International Academy of Quan-
tum Molecular Science und 2008 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu
Göttingen. 2015 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu
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die Arbeit zur Herleitung von Schranken für das asymptotische Verhalten von
Elektronendichten oder aber seine 1977 zusammen mit Experimentatoren veröf-
fentlichte Arbeit über Van-der-Waals-Wechselwirkungen. Er war vermutlich der
Erste, der das enorme Potential der Ende der achtziger Jahre erstmals erhältlichen
Workstations (und später PCs) für die computerbasierte Quantenchemie erkannte.
Entsprechend hat er dann mit seinem Doktoranden Marco Häser die Entwicklung
des besonders auf solche Rechner angepassten Quantenchemie Programmpakets
TURBOMOLE betrieben. Dabei verfolgte er immer das zweifache Ziel: (i) der
ganzen Chemie (auch den Experimentatoren) ein möglichst praktisches Werkzeug
für quantenchemische Berechnungen an Molekülen jeglicher Größe und Zusam-
mensetzung zur Verfügung zu stellen und (ii) dieses Werkzeug entsprechend der
neuesten methodischen Fortschritte dann auch stetig weiterzuentwickeln. Dieser
Ansatz führte dazu, dass das Programm weltweit aufgegriffen wurde und das es
über weite Bereiche der Chemie bis heute intensiv genutzt wird.
Neben den bereits erwähnten methodischen Aspekten lebte die Forschung
von Reinhart Ahlrichs auch von seiner intensiven Wechselwirkung mit vielen
Experimentatoren. Entsprechend haben ca. 25 % seiner Publikationen experi-
mentelle Koautoren. Dabei hat er meist den Experimentatoren zunächst bei der
Präzisierung ihrer Fragestellung geholfen, um dann geeignete Modellrechnungen
durchzuführen, die das Problem quantitativ lösten. In den letzten Jahren interes-
sierten ihn dann die Probleme am meisten, die nur durch eine Kombination von
Experiment und Theorie beantwortbar waren. So hat er sich z. B. intensiv mit
der teilchengrößenabhängigen elektronischen Struktur von Metall- und Halblei-
terclustern beschäftigt. Diese Arbeiten an Nanoteilchen führten dann auch dazu,
dass er 1998 als Arbeitsgruppenleiter im Nebenamt an das neu gegründete Institut
für Nanotechnologie (INT) des damaligen Forschungszentrums Karlsruhe beru-
fen wurde (heute KIT, Campus Nord). Dieses erste Nanotechnologie-Institut in
Deutschland hat er bis zur Emeritierung in 2008 (und noch darüber hinaus) nach-
haltig geprägt. Reinhart Ahlrichs war der Autor oder Koautor von ca. 300 wissen-
schaftlichen Arbeiten, die bis heute mehr als 52.000 Mal zitiert wurden. Als einer
der Gründerväter der computerbasierten Quantenchemie hat er sein Forschungs-
gebiet signifikant vorangebracht und auch auf internationaler Ebene geprägt.
Entsprechend hat er viele Preise und Auszeichnungen erhalten. An dieser Stelle
besonders zu erwähnen sind der 1999 an ihn verliehene Landesforschungspreis
des Landes Baden-Württemberg, die 2000 an ihn verliehene Bunsen-Denkmünze
der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie sowie die im glei-
chen Jahr erfolgte Auszeichnung mit der Liebig-Gedenkmünze der Gesellschaft
Deutscher Chemiker. 1991 wurde er in die Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften gewählt. 1992 wurde er Mitglied der International Academy of Quan-
tum Molecular Science und 2008 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu
Göttingen. 2015 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität zu
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