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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

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A. Das akademische Jahr 2017
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II. Wissenschaftliche Vorträge
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Keazor, Henry: Spurensuche: Wege und (Be-)Deutungen eines Gemäldes der frühen Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0104
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II. Wissenschaftliche Vorträge

handeln könnte - entsprechende Recherchen in Verzeichnissen wie dem „Lost
Art“-Katalog9 ergaben jedoch keinerlei entsprechende Hinweise.10
Trotz der Zuschreibung Waldmanns an einen Maler des späten 16./frühen
17. Jahrhunderts könnte es sich bei dem Bild nun aber dennoch um eines der ty-
pischen Männerportraits des 19. Jahrhunderts (z.B. aus dem Umkreis Wilhelm
Leibis) handeln, was die Bedeutung des Gemäldes stark reduzieren würde.
Zu dieser Frage weist der Keilrahmen selbst jedoch wichtige Informationen
auf: Da das Bild doubliert wurde, besteht das Risiko, dass man die neue Leinwand
dann auch gleich auf einen neuen Keilrahmen gespannt haben und mit dem al-
ten Keilrahmen die dort enthaltenen Hinweise auf die Geschichte des Gemäldes
(wie eben z. B. weitere aufgeklebte Zettel) verloren haben könnte. Der vorliegen-
de Keilrahmen enthält jedoch dankenswerter Weise wichtige Informationen, die
freilich z. T. noch emendiert werden müssen: So weist er oben rechts (Abb. 2) mit
einer Schablone aufgesprühte Zahlen und einen Buchstaben auf, die in Struktur
wie Erscheinungsbild typisch für jene Angaben sind, mit denen das Auktionshaus
Christie’s Gemälde vor der Versteigerung versah. Allerdings ist die erste der auf
dem Keilrahmen lesbaren Zahlen durch den Klebstoff, mit dem der oben thema-
tisierte Zettel angebracht war, unleserlich geworden, weshalb eine entsprechende
Anfrage bei Christie’s Deutschland 2014 zu keinem Ergebnis führte. Nichtsdesto-
trotz ließ sich der Stempel mit Hilfe des britischen Kunsthistorikers Clovis Whit-
field (London) rekonstruieren, der ihn nicht nur als „546 F“ las, sondern auch zu
der rechts übereck auf den Rahmen geschriebenen Nummer „426“ in Beziehung
zu bringen vermochte. Aus diesen Angaben ließ sich rückschließen, dass das Bild

9 Vgl. http://www.lostart.de. Es handelt sich dabei um eine 2001 eingerichteten Datenbank der
früheren Koordinierungsstelle Magdeburg, einer Serviceeinrichtung für die Dokumentation
von gesuchten und gefundenen Kulturgütern, die in der Zeit des Nationalsozialismus den
Eigentümern verfolgungsbedingt entzogen (NS-Raubkunst) oder die kriegsbedingt ver-
bracht (Beutekunst des Zweiten Weltkriegs) worden waren. Seit dem 22. Januar 2015 werden
diese Aufgaben von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste wahrgenommen, die
zwar in Berlin gegründet wurde, aber weiter in Magdeburg ansässig ist.
10 Eine solche Kontrolle ist umso wichtiger, als Waldmann auch als Kunstsachverständiger unter
den Nationalsozialisten 1940 auf eine so genannte „Einkaufsreise“ in die besetzten Nieder-
lande geschickt und nach 1933 als „Sachverständiger zur Begutachtung von Kunst aus jüdi-
schem Besitz“ bestellt wurde. Vgl. dazu Kai Artinger: „Loyal bis in den Untergang. Professor
Dr. Emil Waldmann (1880-1945): Kunsthistoriker, Museumsleiter, Hochschuldozent“, in:
Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Schellewald (Hrsg.): Kunstgeschichte im „Dritten Reich“. The-
orien, Methoden, Praktiken, Berlin 2008, S. 134-155. Unter http://www.lostart.de/Content/02_
Aktuelles/2013/13-04-04%20PM%20Berolzheimer.pdf? blob = publicationFile findet sich
im Kontext der „Lost Art“-Datenbank eine Pressemitteilung der Bremer Kunsthalle vom
April 2013, in der davon berichtet wird, dass in der Sammlung der Kunsthalle auch Raub-
kunst entdeckt worden sei: Von drei Zeichnungen aus dem ehemaligen Besitz des jüdischen
Anwalts Dr. Michael Berolzheimer, welche 1939 unrechtmäßig an die Kunsthalle verkauft
worden waren, ist nur noch ein Blatt erhalten, die anderen beiden (darunter auch eine Zeich-
nung Ludovico Carraccis!) gilt als „kriegsbedingter Kulturgutverlust“ verschollen.

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