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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2017
DOI Kapitel:
II. Wissenschaftliche Vorträge
DOI Artikel:
Keazor, Henry: Spurensuche: Wege und (Be-)Deutungen eines Gemäldes der frühen Neuzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0103
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Henry Keazor


Abb. 2: Rückseite des Gemäldes mit Inschriften auf
dem Keilrahmen


Abb. 3: Detail von Abb. 1


Abb. 4: Bei der Restaurierung verlorener Notizzettel
auf dem Keilrahmen mit Angaben zur Zuschreibung

dieser Zeit entstanden sein. Obgleich er sich zunächst eigentlich als Fachmann für
altdeutsche Druckgraphik, insbesondere diejenige Albrecht Altdorfers und Alb-
recht Dürers, einen Namen gemacht hatte, erwarb er sich zudem nach und nach
auch einen Ruf als Experte für das Werk des Malers Wilhelm Leibi.6 Da Waldmann
mit der Bologneser Malerei ansonsten wenig Berührung hatte, Leibi aber u. a. im-
mer wieder Bildnisse alter Männer schuf, bei denen er sich an den Vorbildern Alter
Meister orientierte,7 ist es möglich, dass Waldmann das hier in Rede stehende Bild
als mögliches Werk Leibis vorgelegt worden war und er dann die Zuschreibung an
Carracci vorgenommen hatte.8
Der Schaurahmen erinnert mit seiner Metallplattenbeschriftung (Abb. 3) an
die typischen Präsentationsformen in Museen oder Sammlungen, weshalb die
Möglichkeit in Betracht gezogen werden musste, dass es sich bei dem Gemäl-
de um z. B. während des Zweiten Weltkriegs entwendete Raub- oder Beutekunst

6 Vgl. Waldmanns in der Kunsthalle Bremen liegenden Nachlass, wo der Großteil der Briefe
Expertisen zu Gemälden Wilhelm Leibis enthält.
7 Vgl. die Expertise Waldmanns vom 19.7.1934 (Bremen, Kunsthalle: Nachlass Emil Waldmann)
betreffs eines ,Brustbildes im Linksprofif, in der er darauf hinweist, dass Leibi sich zuweilen
an den Alten Meistern (wie z. B. Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck) orientiert habe,
deren Bilder er auch gelegentlich kopierte.
8 Leider ist hierzu keine Korrespondenz erhalten - Waldmann behielt nur in den Fällen, die ihn
besonders interessierten, Fotos der ihm vorgelegten Werke. Zuweilen, auch dies kann man der
in der Bremer Kunsthalle aufbewahrten Korrespondenz entnehmen, erstellte er Expertisen
auch auf der Grundlage der direkten Autopsie, d. h.: er ließ sich entweder die Bilder schicken
oder aber besuchte die Besitzer und verfasste dann oft direkt vor Ort ein Gutachten.

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