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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

DOI Kapitel:
D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
DOI Artikel:
Weil, Tanja: Antrittsrede vom 28. Oktober 2017
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0360
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Antrittsrede von Tanja Weil

Tanja Weil
Antrittsrede vom 28. Oktober 2017

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte mich herzlich bedanken, dass Sie mich
in Ihren Kreis gewählt haben. Dies ist mir eine gro-
ße Ehre und ich freue mich, durch Ihre Zuwahl ein
Mitglied der Akademie geworden zu sein.
Ich bin Chemikerin und als Direktorin für die
Synthese von Makromolekülen am Max-Planck-In-
stitut für Polymerforschung in Mainz und als Ho-
norarprofessorin an der Universität Ulm tätig. Ziel
meiner Forschung ist es, Makromoleküle mit einem
hohen Maß an struktureller Präzision herzustellen,
mit denen wir die Funktionen von Zellen gezielt beeinflussen und neue Chancen
für die Therapie schwerer Erkrankungen sowie die molekulare Bildgebung auf-
zeigen.
Ich wurde in den 70er Jahren in Kaufbeuren geboren und bin in der Nähe des
etwas verschlafenen Nordsee-Kurortes Cuxhaven aufgewachsen. Es gab noch kein
Internet, kein Smartphone und keine Emails und meine Studentinnen und Stu-
denten fragen sich heute, womit man damals seine Zeit eigentlich verbracht hat,
noch dazu in ländlicher Umgebung. Dies hatte viel mit Natur aber etwas weniger
mit Wissenschaft zu tun. In der Schule begeisterten mich die Natuiwissenschaften
und davon die Chemie am meisten und ich hatte einen sehr guten Chemieleh-
rer, der mich förderte. Mit 14 Jahren hatte mich dann die Leidenschaft für das
Segelfliegen gepackt und ich verbrachte damals meine Wochenenden und Ferien
auf dem Flugplatz und im Winter meine Zeit in der Flugwerkstatt. Schon früh
hantierte ich mit Lösungsmitteln, Lacken und Vernetzern beim Reparieren und
Ausbessern, ohne zu wissen, was hier chemisch eigentlich passiert. Dies wollte
ich besser verstehen. Nach dem Abitur stand für mich fest, dass ich ein naturwis-
senschaftliches Studium ergreife, allerdings konnte ich mich zwischen den drei
Fächern nicht so recht entscheiden und so wählte ich die Chemie, die ich für um-
fassend und interdisziplinär hielt, mit starken Wechselwirkungen in die Biologie
und Physik.
Mein Studium begann ich an der Technischen Universität Braunschweig,
wobei ich nach dem Vordiplom an die Universite de Bordeaux wechselte. Dort ha-
be ich bei Frederic Fages meine ersten wissenschaftlichen Arbeiten durchgeführt
und meine ersten zwei Artikel publiziert. Es faszinierte mich zutiefst, im Labor


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