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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

DOI Kapitel:
D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
DOI Artikel:
Adam, Klaus: Antrittsrede vom 28. Oktober 2017
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0359
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D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe, Mitglieder

ersten Sohnes machte mir sozusagen einen Strich durch die Rechnung. Im Nach-
hinein war das vielleicht gut so, es sollten ja im Laufe der Zeit noch drei weitere
wunderbare Kinder folgen. So ging ich also mit meiner Familie nach einer kurzen
Übergangszeit in Italien zurück nach Deutschland und zwar an die Universität
Frankfurt. Dort habilitierte ich mich und wechselte nach etwas mehr als zwei Jah-
ren an die Forschungsabteilung der Europäischen Zentralbank. Im Jahr 2004, als
ich dort ankam, war die EZB noch eine junge Institution. Obwohl der Aufbau
der Institution schon vorangeschritten war, merkte man doch den Aufbruch deut-
lich: alles war möglich und es ging um Ergebnisse. Das Forschungsumfeld war
exzellent, die internationale Anbindung so gut wie fast nirgendwo sonst in Europa
und die Vorgesetzten interessante Persönlichkeiten. Viele meiner damaligen Chefs
sollten während der später folgenden Finanzkrise wichtige Minister oder Minis-
terpräsidenten-Posten begleiten.
Unter Jean-Claude Trichet als Präsidenten und Otmar Issing als Cheföko-
nomen hatte man als forschender Ökonom zudem eine exzellente Zuhörerschaft.
Zugleich konnte man enorm von der Erfahrung, dem Verständnis und dem Den-
ken dieser Personen profitieren. Für meine geldpolitischen Forschungen und
mein Verständnis von Zentralbankfunktionen und deren Aufgaben waren diese
Jahre äußerst nützlich. Viele wichtige Koautoren habe ich zudem in meiner Zeit
während der EZB kennengelernt.
Längerfristig sollte sich jedoch die wissenschaftliche Ader in mir stärker zu-
rückmelden. Wissenschaftlich orientierte Forschung war letztlich innerhalb der
EZB zwar als nützlich angesehen, aber eben auch nicht als eine Kernaufgabe. Des-
halb habe ich mich an der Universität Mannheim beworben. Die anfänglich an-
gesprochene Flexibilität erlaubte es mir zum damaligen Zeitpunkt den Übergang
zurück in die Wissenschaft zu machen. ERC Preise und andere Komponenten
machten es möglich, an einer deutschen Universität dem Wettbewerb auf inter-
nationalem Niveau standzuhalten. Dafür, dass mir dies ermöglicht wurde, bin ich
sehr dankbar.
Ich freue mich, Sie, liebe Mitglieder der Akademie kennen zu lernen, und
hoffe auf interessante Gespräche und einen regen Gedankenaustausch!

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