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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2017 — 2018

DOI Kapitel:
D. Antrittsreden, Nachrufe, Organe und Mitglieder
DOI Kapitel:
I. Antrittsreden
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Adam, Klaus: Antrittsrede vom 28. Oktober 2017
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55651#0358
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Antrittsrede von Klaus Adam

Nach einiger Überlegung - zwischenzeitlich waren ein Studium der Physik
und ein Jurastudium oben auf meiner Prioritätenliste - wollte ich letztlich, als
die Entscheidung anstand, Volkswirtschaftslehre studieren. Mich interessierten
die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge mehr als die einzelwirtschaftlichen
Fragen, die ich im Betrieb meines Vaters in vielen Facetten kennengelernt habe.
In der damaligen Zeit mit wenig Transparenz bewarb ich mich - mangels besse-
rer Entscheidungskriterien - einfach bei der nächstgelegenen Universität. So kam
ich zu einem Studienplatz an der Universität Freiburg. Nach einem zweijährigen
Grundstudium erhielt ich dort ein Stipendium für einen Auslandsaufenthalt an
der University of Wisconsin, Madison. Madison war damals - ohne dass mir das
wirklich bewusst war - eine der top Ökonomieadressen in den USA. Es sollte sich
als eine sehr wichtige und im wissenschaftlichen Sinne lebensprägende Erfahrung
herausstellen. Das Graduate Programm einer guten US-amerikanischen Univer-
sität unterschied sich eben deutlich vom guten aber eben zahlenmäßig auch recht
großen Grundstudium an einer deutschen Universität. Am Ende des Auslandsjah-
res entschied ich mich zwar für eine Rückkehr nach Deutschland, ging jedoch an
die Universität Bonn. In den 90er Jahren hatte Bonn die vermutlich am interna-
tionalsten ausgerichtete VWL-Fakultät in Deutschland. Im Nachhinein muss ich
sagen: es war im fachlichen Sinne meine erste bewusst getroffene Entscheidung
für einen Studienort.
Nach Abschluss des Diplomstudienganges in Bonn, sah ich mich nach Pro-
motionsmöglichkeiten in Europa um. Das Europäische Hochschulinstitut in Flo-
renz offerierte nebst vollem Stipendium ein Ph.D. Programm nach US-Vorbild,
zudem international renommierte Dozenten, zumeist Europäer, die von US-
amerikanischen Universitäten nach Europa zurückkamen. Einer der Dozenten,
er sollte später mein Doktorvater werden, hat mich mit seiner Forschung zudem
thematisch sehr interessiert: Ramon Marimon, er ist Katalane und war - nach Sta-
tionen in Stanford und Minnesota und Gründung der Universität Pompeu Fabra
in Barcelona - nach Florenz gekommen. Unter seiner Betreuung schrieb ich dann
meine Promotion zur Rolle von Lernen und Eiwartungsbildung für Makroöko-
nomische Ergebnisse.
Die Jahre in Florenz waren ebenfalls prägend, sowohl im Hinblick auf die
wissenschaftliche Weiterentwicklung, als auch die persönliche Entwicklung. Wis-
senschaftlich bin ich in Florenz an die internationale Forschungsfront herange-
führt worden, bzw. habe ich mich selbst herangepirscht. Ich lernte mich zudem
in einem wirklich multinationalen wissenschaftlichen und persönlichen Umfeld
zu bewegen, erwarb viele enge Freundschaften mit anderen Europäern, und lernte
eine neue Sprache und Kultur kennen. Wenn ich heute nach Italien komme, so
fühle ich mich dort noch immer sehr gut aufgehoben.
Für meine Dissertation bekam ich zwar einen Preis und ich wollte unbedingt
eine wissenschaftliche Anstellung in den USA landen, aber die Geburt meines

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