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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2018
DOI Kapitel:
I. Jahresfeier am 9.Juni 2018
DOI Artikel:
Grebel, Eva K.: Galaktische Archäologie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0035
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Festvortrag von Eva Grebel

8. Ausblick
Die Erforschung der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte von Galaxien hat
in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht, die oftmals geprägt waren
von der Verfügbarkeit neuartiger großer Himmelsdurchmusterungen, aber auch
von dezidierten Beobachtungen individueller Objekte und die unterstützt wurden
durch verbesserte theoretische Modelle und Simulationen. Aktuell spielt in der
galaktischen Archäologie vor allem die Gaia-Satellitenmission in Verbindung mit
bodengebundenen Teleskopen eine große Rolle, und zahlreiche neue Projekte und
Instrumente sind entweder im Bau oder in der Planung. Wir können in den kom-
menden Jahren und Jahrzehnten auf viele neue Erkenntnisse und Durchbrüche
sowohl in der Nahfeld- wie auch in der Fernfeldkosmologie gespannt sein, denn
es gibt nach wie vor viele wichtige offene Fragen. Unser Verständnis von Gala-
xienentwicklung befindet sich noch immer in den Anfängen. Wichtig ist hierbei
auch die Zusammenfügung der Erkenntnisse der Nah- und Fernfeldkosmologie
zu einem konsistenten Gesamtbild.
Während dieser Beitrag anfangs ausführte, dass die Astronomie sich haupt-
sächlich mit der Vergangenheit - der gesamten kosmischen Geschichte - befasst,
so können wir aber auch Aussagen über zukünftige Entwicklungen im Bereich
der Galaxien treffen. Wie bereits erwähnt befindet sich in der Nachbarschaft der
Milchstraße in einer Entfernung von ungefähr 2,5 Millionen Lichtjahren eine wei-
tere massereiche Spiralgalaxie, die Andromedagalaxie. Die Andromedagalaxie und
die Milchstraße bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 480.000 Stun-
denkilometern aufeinander zu. Sie sind einander so nahe, dass hier die gegenseiti-
ge Anziehungskraft und nicht die kosmische Expansion überwiegt. In vermutlich
weniger als vier Milliarden Jahren werden diese beiden Galaxien erstmals mit-
einander kollidieren. Diese Wechselwirkung führt dann zu einem allmählichen
Verschmelzungsvorgang, der möglicherweise weitere drei Milliarden Jahre in An-
spruch nimmt.
Die erste nahe Begegnung von Andromedagalaxie und der Milchstraße führt
dazu, dass beide Galaxien deutlich verformt werden. Ihr Gas wird bei der Kollision
zusammengedrückt; es kommt zu gewaltigen Sternentstehungsereignissen, die zur
Bildung massereicher junger Sternhaufen führen. Neugebildete massereiche Ster-
ne, die nach astronomischen Maßstäben kurzlebig sind, explodieren nach etlichen
Millionen Jahren als Supernovae und reichern so das umgebende interstellare Gas
mit schwereren Elementen an.
Ausbrüche intensiver Sternentstehung, sogenannte Starbursts, beobachtet
man im Universum überall dort, wo gasreiche Galaxien miteinander verschmel-
zen. Die geordnete Rotationsbewegung der Sterne in den Scheiben der beteiligten
Galaxien wird gestört. Sterne bewegen sich nicht mehr auf Kreisbahnen, sondern
auf zunehmend exzentrischen Bahnen. Zum Teil werden sie aus den Galaxien he-

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