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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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A. Das akademische Jahr 2018
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III. Veranstaltungen
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Haidle, Miriam N.: Images, gestures, voices, lives: what can we learn from Palaeolithic art?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0080
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III. Veranstaltungen

Hinterlassenschaften bilden? In der archäologischen Forschung sind die Her-
steller und Schöpfer abwesend; aber einstmals füllten sie die heute leeren Räume
zwischen Bildern und Objekten. Objekte entstanden in der Vorstellung, wurden
erschaffen und betrachtet. Von den Funden aus den Höhlen der Schwäbischen Alb
zumindest können wir aus dem Vorhandensein von mehreren Flöten auf die Ge-
genwart von Musik schließen. Die Rolle der körperlich-sensorischen Erfahrung
und Wahrnehmung, die Rolle von Stimmen und Klängen hat bislang im Kontext
der Erforschung paläolithischer Kunst wenig systematische Aufmerksamkeit er-
fahren. Auf der Konferenz wurde jedoch deutlich, dass es vielfältige Wege gibt, sich
diesen Aspekten zu nähern, u. a. durch die Rekonstruktion von Klanglandschaften
sowie Kontexte von Licht und Dunkelheit, Bezüge zu ethnographischen Fallstu-
dien und die vergleichende Analyse von Körpertechniken, die Berufsschauspieler
gebrauchen.
Sektion 5 „From digital documentation to meaningful analysis“ (Rednerinnen: Til-
mann Lenssen-Erz und Oliver Vogels/Köln, Deutschland; Christoph Steffens und
Markus Steffens/Esslingen, Deutschland; Ewa Dutkiewicz/Tübingen, Deutschland;
Jo McDonald/Crawley, Australien; Andrew Kandel/Tübingen, Deutschland und
Rimtautas Dapschauskas/Heidelberg, Deutschland; Richard Buffat/Vallon Pont
d’Arc, Frankreich)
Der fünfte und letzte Abschnitt befasste sich mit Fragen zur Rolle digitaler
Technologie auf dem Weg von der Dokumentation zur Analyse und Interpreta-
tion. Die Aufzeichnung und Speicherung von Kunstwerken in digitaler Form ist
heutzutage unverzichtbar, um Forschende und die Öffentlichkeit in ihrer Ausein-
andersetzung mit Artefakten und künstlerischen Äußerungen zu unterstützen.
Forschende können auf einfachem Wege Informationen teilen und an Kunstge-
genständen arbeiten, ohne die Objekte zu berühren, wenn sie Zugang zu geeig-
neten digitalen Daten haben. In diesem Abschnitt wurde diskutiert, wie digitale
Technologien helfen können, die epistemologischen und methodologischen He-
rausforderungen der Interpretation paläolithischer Kunst zu meistern. Fallstudien
reichten von der detaillierten Aufzeichnung und Präsentation der filigranen Sta-
tuetten von der Schwäbischen Alb bis zur monumentalen Kopie der berühmten
Grotte Chauvet.
Zusammengefasst bewegte sich die Konferenz auf verschiedenen Skalen der
Analyse und Interpretation von mikroskopischen Untersuchungen einzelner Ob-
jekte bis zu diachronen Entwicklungen über ganze Kontinente hinweg. Es wurde
allgemein festgestellt, dass „Kunst“ als solches ein problematischer Begriff ist, der
eine komplizierte Geschichte besitzt und nicht einfach kulturübergreifend ein-
gesetzt werden kann. Objekte, die üblicherweise als „Kunst“ betrachtet werden,
nehmen Teil an der Herausbildung menschlicher Welten und an Prozessen der
Schaffung und Festigung von Bedeutung. Es wurde allgemein anerkannt, dass so-

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