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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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A. Das akademische Jahr 2018
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Zotter, Astrid: Papier ist geduldig: historische Dokumente aus Nepal
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0097
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie'

Der Erforschung dieser Zeit von den frühen Eroberungen der Gorkhalis bis zum
Ende der Rana-Ära, die man das „lange 19. Jahrhundert Nepals“ nennen könnte,
widmet sich die seit 2014 bestehende Forschungsstelle „Religions- und Rechtsge-
schichtliche Quellen des vormodernen Nepal“. Dabei gilt es, auf der Grundlage
historischer Dokumente die spezifisch nepalischen Konzepte und Praktiken von
Herrschaft, Politik, Religion, Recht und Verwaltung, zu erforschen. Wie funktio-
nierte Nationalstaatsbildung an der nichtkolonialisierten Peripherie, zudem unter
hinduistischen Vorzeichen? Nepal ist ein Vielvölkerstaat. Im Zensus werden über
100 ethnische Gruppen und ebenso viele Sprachen unterschieden. Wie verlief die
Integration des stark diversifizierten Staatsgebiets und seiner ebenso vielfältigen
Einwohnerschaft? Welche Rolle spielten in diesen Prozessen religiöse Vorstel-
lungen? Wie vollzog sich der Austausch mit westlichen Ideen? Und welche Rolle
spielte dabei Papier?
Im Zuge der Staatenbildung kam es nämlich zu einer rasanten Zunahme in
der Herstellung von Urkunden und Dokumenten. Im Rechts- und Verwaltungs-
apparat erreichte die Verschriftlichung eine neue Qualität. Mehrere 100.000 sol-
cher Dokumente aus der fraglichen Zeit haben in Archiven überdauert. Dieses
einzigartige Korpus bietet ein wahres Kaleidoskop staatlich verwalteten Lebens. Es
scheint fast, als ob jeder Aspekt des Lebens und jeder Winkel des Staates von Papier
erfasst wurden. Das Material reicht von königlichen Urkunden (Landschenkun-
gen, Steuerregeln, Hohheitsrechte), über Dokumente zur Organisation religiöser
Institutionen und Veranstaltungen bis hin zu Trivialitäten wie beispielsweise An-
ordnungen zum Füttern der Tiger im königlichen Zoo; vom Bericht eines nepa-
lischen Gesandten über den ersten Flug eines Heißluftballons in Britisch-Indien
bis hin zu Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Glücks-
spiellizenzen.
Angesichts solcher Papierflut liegt eine Vermutung nahe: Papier ist geduldig
- was offizielle Stellen vor- und niederschrieben, war eine Sache, welche Rele-
vanz die Dokumente für das Leben der Menschen hatten, eine andere. So war
es sicherlich der Regelfall, dass man sich, besonders in den entlegenen Regionen
des schwer zugänglichen Himalaya-Gebiets, eher nach dem richtete, was vor Ort
geschah als nach dem, was das ferne Kathmandu vorschrieb. Trotzdem betrieb der
Staat eine umfangreiche schriftliche Verwaltungspraxis; alles Papiertiger?
Das Papier nepalischer Dokumente ist auch in noch einem anderen Sinne
geduldig, denn es überdauerte. Vom Nepal German Mannscript Preservation Project
(NGMPP) von den 1970er bis in die frühen 2000er Jahre zwar mikrofilmiert, wa-
ren historische Dokumente bisher von Maßnahmen zur weiteren Erschließung
des NGMPP-Bestandes ausgeschlossen gewesen. Einerseits leistet die Forschungs-
stelle der HAdW nun die Katalogisierung durch Eingabe der handschriftlichen
Katalogkarten in einen öffentlich zugänglichen online-Katalog (https://www.haw.
uni-heidelberg.de/forschung/forschungsstellen/nepal/katalog.de.html). Anderer-

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