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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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A. Das akademische Jahr 2018
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III. Veranstaltungen
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Böhme, Hartmut: Zufall in der Geschichte – Geschichte des Zufalls
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0111
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Heidelberger Akademievorlesung

ihre Karriere. Unter Zeus hat sie kein eigenes Kompartiment, aber sie wird, et-
wa von Pindar, als dessen Tochter angerufen: derartige Personifikationen und
genealogische Narrative erlauben ihre dann auch religiöse und volkstümliche
Verbreitung.
Ihr eigentlicher Aufstieg beginnt allerdings erst im Hellenismus. In der Folge
der gewachsenen Interkulturalität durch die Alexander-Züge verschmilzt Tyche
mit der vorderorientalischen Isis/Ischthar, der Großen Mutter. Kultische Vereh-
rung findet sie in Kleinasien. Oft ist sie eine stadtbehütende Göttin, eine Göttin
auch des Reichtums, der Fülle und Fruchtbarkeit, also Agathe Tyche, wie sie noch
Goethe nennen wird (Abb. 3). Im Zuge dieser Transformationen verschmilzt
Tyche auch mit älteren Überlieferungen - der Nemesis, den Moiren - so dass sie
auch Züge eines dunklen Schicksalsdämons aufweist.
Ihre Verbreitung über das römische Reich erfährt Tyche durch die Verschmel-
zung mit Fortuna, die im italischen Mutterland seit dem 6. Jahrhundert verehrt
wird. Tempus und Occasio sind spätrömisch ihre Attributfiguren. Ab dem 4. Jahr-
hundert gehört Fortuna zum Staatskult. Als Fortuna bona et mala gehört sie in die


Abb. 3 Die Tyche von Antiochia.
Römische Marmor-Kopie (1-Jh.) der
bronzenen Statue (3.Jh. v. Chr.) des
griechischen Bildhauers Eutychides (vgl.
Plinius Nat. hist. XXXII; 51; Meyer
2006). Musei Vaticani, Galleria dei
Candelabri. - Die entspannt auf einem
Fels sitzende, elegant drapierte Göttin ist
die Schutzherrin der Stadt Antiochia, wo-
rauf der personifizierte Flussgott Orontes
verweist, auf dessen Schultern sie lässig ih-
ren Fuß gesetzt hat. Der Mauerkranz auf
dem Haar zeigt die Funktion der Tyche
als Stadtgöttin an, die ebenso Sicherheit
wie agrikulturelle Ernährung (Feld- und
Baumfrüchte) spendet. In dieser Bedeu-
tung verbreitete sich der Tyche-Kult als
lokale Stadt-Tradition in Kleinasien und
im griechischen Mutterland und wurde so
auch zum römischen Fortuna-Kult.

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