Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

DOI Kapitel:
C. Die Forschungsvorhaben
DOI Kapitel:
II.Tätigkeitsberichte (chronologisch)
DOI Kapitel:
13. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle (Heidelberg/Dresden)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0278
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
C. Die Forschungsvorhaben

Kooperationspartner im Rahmen des interakademischen Projektes mit der Sächsi-
schen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Forschungsstelle in Dresden): PD
Dr. Mirko Breitenstein, Dr. Jörg Sonntag
Am 27. August 2018 verstarb plötzlich und unerwartet Prof. Dr. Stefan Weinfurtcr
in Mainz. Für die Heidelberger Arbeitsstelle und das gesamte Forschungsprojekt
ist das ein immenser persönlicher Verlust, der auch eine tiefgreifende Zäsur in der
Leitung unserer Forschungsstelle darstellt. Wir trauern um einen großen Histori-
ker, international renommierten Gelehrten, herausragenden akademischen Lehrer
und warmherzigen Menschen. (S. hierzu die Würdigung durch Bernd Schneid-
müller auf S. 199).
Im ersten Teilprojekt befasst sich Julia Becker mit der Neuedition des Opus-
culum de aedificio Dei des Gerhoch von Reichersberg (1092/93—1169). In seinem
zwischen 1128 und 1132 verfassten Traktat prangerte Gerhoch, der Propst des Stif-
tes Reichersberg am Inn, die Verweltlichung des Klerus an. Er forderte die Durch-
setzung von strengeren Regeln sowie die Unterwerfung des gesamten Klerus
unter die vita communis. Das Außergewöhnliche an der literarischen Konzeption
des Opusculum ist die Tatsache, dass Gerhoch seine radikalen Thesen im Haupttext
durch ein reiches Florilegium kanonistischer und patristischer Autoritätenzitate
am Rand untermauert.
Ziel des Projekts ist eine kommentierte und übersetzte Ausgabe des lateini-
schen Textes auf der Grundlage von zwei Handschriften. Die Primärhandschrift
aus dem 12. Jahrhundert wurde inzwischen transkribiert und mit der Sekun-
därhandschrift aus dem 15. Jahrhundert sowie früheren Druck- und Editions-
fassungen (PL und MGH) kollationiert. Die Übersetzung liegt in einer bereits
mehrfach überarbeiteten Fassung vor und wurde an die Textgrundlage angepasst.
Eine erste Version des Zitations- ebenso wie des Variantenapparates wurde so-
wohl für den Haupttext als auch für die Autoritätenzitate fertig gestellt. Zurzeit
wird die Textgrundlage noch einmal korrigiert, der Zitationsapparat überprüft,
ein kommentierender Sachapparat (historische Ereignisse/Personen) angelegt
und die verschiedenen Register (Personen-, Orte- und Wortregister) werden er-
stellt.
Parallel dazu wurde die Übersetzung des Scutum canonicorum Arnos von Rei-
chersberg, einem Bruder des oben genannten Gerhoch, überarbeitet. Bei diesem
Werk, das um 1146 abgefasst wurde, handelt es sich um eine kondensierte Vertei-
digungsschrift des Kanonikerstandes. Zur Unterstützung von Übersetzungs- und
editorischen Arbeiten wurde Thomas Insley als wissenschaftliche Hilfskraft mit
Abschluss (bis 31. Oktober 2018) beschäftigt.
Erste Forschungsergebnisse zur Edition des Opusculum und zur Kanoniker-
reform des 12. Jahrhunderts wurden bei Vorträgen und in Lehrveranstaltungen an
der Universität Heidelberg zur Diskussion gestellt.
278
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften