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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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C. Die Forschungsvorhaben
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II.Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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13. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle (Heidelberg/Dresden)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0279
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13. Klöster im Hochmittelalter

Im zweiten Teilprojekt hat Julia Burkhardt das Manuskript für die Edition des
„Bienenbuchs“ (Bonum universale de apibus) abgeschlossen. In der um 1250 entstan-
denen Exempelsammlung behandelte der Dominikaner Thomas von Cantimpre
(ca. 1200—1270) anhand der Ordnung einer Bienengemeinschaft das ideale Ver-
hältnis von Vorstehern und Untergebenen in religiösen Gemeinschaften.
Mit dem Manuskript, das nun für den Druck vorbereitet wird, liegt erstmals
eine moderne kritische Edition des in über 120 vollständigen Handschriften und
über 100 Exzerpten überlieferten Textes vor. Die Edition basiert auf einer Grund-
handschrift (Bologna), die mit vier Handschriften (Wien, München, Paris, Vati-
kan) kollationiert wurde. Zwei Apparate (Varianten-, Zitationsapparat) ergänzen
die lateinische Fassung. Überdies wurde das „Bienenbuch“ vollständig ins Deut-
sche übertragen; ein kommentierender Sachapparat zu historischen Ereignissen/
Personen steht unter dem deutschen Text. Abgefasst wurde zudem eine detaillierte
Auswertung der Autorenbiographie, des Werks sowie der Rezeptionsgeschichte.
Beide Teile (Auswertung und Edition) wurden im Sommersemester 2018 der Phi-
losophischen Fakultät der Universität Heidelberg als Habilitationsschrift vorge-
legt; das Habilitationsverfahren wurde im Dezember 2018 mit der Verleihung der
Venia Legendi für das Fach Mittelalterliche Geschichte und Historische Grund-
wissenschaften abgeschlossen.
Ausgewählte Projektthemen behandelte Julia Burkhardt in Lehrveranstal-
tungen an der Universität Heidelberg. Ergebnisse der bisherigen Arbeit zu Autor,
Werk und Rezeptionsgeschichte wie auch die Konzeption der Edition wurden in
Vorträgen sowie schriftlichen Arbeiten vorgestellt; überdies wurden aus der Pro-
jektthematik Veranstaltungen in der akademischen Lehre entwickelt und an der
Universität Heidelberg durchgeführt.
Der von Volker Hartmann bearbeitete, ganz oder in Teilen in die meisten
Volkssprachen der westlichen Christenheit und ins Hebräische übersetzte und
noch bis 1607 gedruckte Fürstenspiegel De regimine principum des Aegidius Ro-
manns (ca. 1243 — 1316) wurde, wohl nach 1277, für den späteren (seit 1285)
französischen König Philipp IV „den Schönen“ (1268 — 1314) verfasst. Er ist mit
einer Überlieferung von ca. 200—300 Handschriften ein im Spätmittelalter be-
sonders umfangreich überliefertes Werk, das wegen der darin entwickelten, über
die Herleitung und Praxis fürstlicher Herrschaft hinausgehenden Ordnungs-
modelle individuellen und sozialen Lebens auch außerhalb der Höfe rezipiert
wurde.
Die Transkription des Codex Borghesianus 360 aus der Vatikanischen Bib-
liothek wurde, wie vorgesehen, abgeschlossen. Diese Handschrift von De regimine
principum hatte sich sowohl aufgrund ihres Alters (auf Ende des 13,/Anfang des
14. Jahrhunderts, d.h. noch auf die Lebenszeit des Verfassers, datiert) als auch
durch die Provenienz (ehemals Teil der Päpstlichen Bibliothek in Avignon) für
die vollständige Texterfassung empfohlen. Bis auf Abweichungen bei Graphie und

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