Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2019
DOI Kapitel:
III. Veranstaltungen
DOI Artikel:
Kimpel, Isabel: Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa: Tagung der interakademischen Forschungsstelle „Klöster im Hochmittelalter. Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle“ vom 11. bis 13. Februar 2019
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0098
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III. Veranstaltungen

auf die Analyse seiner Ideale und Lebensform gelegt, woraus Ordensangehörige
eine franziskanische Identität abzuleiten suchten.
Andreas Rehberg (Rom) beleuchtete die beiden römischen Klarissenkonvente
San Silvestro in Capite und San Lorenzo in Panisperna hinsichtlich ihrer Prägung
durch das Baronalgeschlecht der Colonna. Bemerkenswert ist hier die langandau-
ernde Einflussnahme der Gründerfamilie, die aufzeigt, dass nicht nur prominente
Religiöse eine starke Strahlkraft auf Klöster ausübten. Mithilfe eines Ausblicks auf
das Doppelkloster Königsfeldcn stellte er abschließend heraus, inwieweit die be-
handelten Konvente als Beispiele für solche Innovationsimpulse von außen ange-
sehen werden können.
Den Abschluss des zweiten Konferenztages bildete der öffentliche Abendvor-
trag von Christina Lutter (Wien), die ein genaueres Augenmerk auf die Verflechtun-
gen der geistlichen Gemeinschaften zwischen Hof, Stadt und Kloster warf Hierbei
thematisierte sie anhand von Beispielen aus dem österreichischen Herzogtum,
wie bestehende Gemeinschaftsentwürfe und Seelsorgemodelle erneuert/adaptiert
wurden, ob diese in breiteren gesellschaftlichen Zusammenhängen nachhaltig
wirksam wurden und inwiefern die enge Verflechtung geistlicher und weltlicher
Räume die Wirkkraft von Innovationsimpulsen beförderte.
Annick Peters-Custot (Nantes) legte den Schwerpunkt ihres Vortrages auf das
byzantinisch geprägte Süditalien mit seinen italienisch-griechischen Mönchen. Bei
der Analyse, inwiefern das byzantinisch-orientalische Mönchtum als Inspirations-
quelle für die Innovation des westlichen Mönchtums diente, legte sie eindrück-
lich dar, dass man eher von einer Legitimations- statt von einer Inspirationsquelle
für das ab Ende des 10. Jahrhundert aufkommende „neue Mönchtum“ sprechen
könne.
Den Blickwinkel auf eine Region nördlich der Alpen legte hingegen Leonie
Silberer (Heidelberg), die aus kunsthistorischer Perspektive Beispiele für innovati-
ve Klosterstrukturen anführte. Gerade in der Ordensprovinz Alemania entwickel-
ten die Franziskaner eine wichtige architektonische Neuerung, die vor allem auf
Sichtbarkeit ausgerichtet war: die Klosteranlage mit doppeltem Kreuzgang. Diese
Innovation erfreute sich - betrachtet man verschiedene architektonische Belege
der Region - großer Verbreitung und ermöglichte eine verstärkte Sichtbarkeit des
Klosters für die weltlichen Besucher.
Thomas Coomans (Leuven) referierte abschließend über die vielfältige visuelle
Kultur monastischer Architektur im Brabant des 13. Jahrhunderts. Mit politischen
und gesellschaftlichen Neuerungen gingen in Brabant auch architektonische In-
novationsleistungen einher. Diese innovativen Architekturformen leisteten einen
wichtigen Beitrag zur neuen Sichtbarkeit und Raumwirkung monastischer Ge-
meinschaften im Herzogtum Brabant. Als ein solcher Bau kann beispielsweise
die Beginenkirche von Leuven angesehen werden. Ihre Architektur wurde den
dringenden Bedürfnissen der Urbanisierung angepasst und verfolgte dement-

98
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften