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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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A. Das akademische Jahr 2019
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Zand, Kamran Vincent: Assur ist König: Wie man aus Fragmenten eine Kultur rekonstruiert
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0116
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III. Veranstaltungen

größte Teil stammt jedoch aus der mittelassyrischen und der neuassyrischen
Zeit (ca. 911 — 612 v. Chr.). Da in den Wirren nach dem 1. Weltkrieg viele Gra-
bungsnummern nicht mehr den Tafeln zugewiesen werden konnten, ist bei dem
Großteil der Texte der genaue Fundort in der Stadt unbekannt. Viele Tafeln/
Tafelfragmente (ca. 1424) konnten jedoch in mühevoller Kleinarbeit einem
Fundareal oder einem genauen Fundort zugewiesen werden und so war es mög-
lich, ca. 50 Sammlungen von Schriftstücken zu rekonstruieren. Diese Samm-
lungen waren sowohl staatlicher, als auch privater Natur und lassen sich z.T
über mehrere Generationen nachverfolgen. So sind wir in der Lage, den Aufstieg
einzelner Personen, wie bestimmter Schreiber, von ihren ersten Schultagen bis
in die Elite der Stadt nachzuverfolgen.
Die Texte geben uns faszinierende Einblicke in die assyrische Kultur und
viele verschiedene Gattungen lassen sich finden, so z.B. divinatorische Texte
um die Zukunft zu erkennen, Ritualbeschreibungen und Gebete, historische
und historisch-literarische Texte, Mythen und Epen, Festbeschreibungen und
Liturgien, medizinische Kompendien, Abhandlungen zur Drogen- und Pflan-
zenkunde, lexikalische Zusammenstellungen, Kommentare zu anderen Werken
oder sumerische und zweisprachige sumerisch-akkadische Werke, diese oft zur
Abwehr böser Dämonen. All diese verschiedenen Dokumente zeigen uns, dass
die Assyrer keine gnadenlose Militärmacht waren, die als Gottesstrafe den Na-
hen Osten unterwarf, sondern ein Volk, dass in einer Jahrtausende andauernden
geistigen Kultur stand, deren Errungenschaften derer anderer Kulturvölker in
nichts nachsteht. Sie haben nicht nur ihr traditionelles Wissen bewahrt und wei-
tergegeben, auch andauernde Reflexion und Innovation auf dessen Basis zeich-
nen die Assyrer aus. Das Projekt „Edition der literarischen Keilschrifttexte aus
Assur“ hat zur Aufgabe, alle literarischen Texte aus der Stadt Assur nach mo-
dernsten philologischen Standards zu edieren und in Übersetzung der moder-
nen Forschung und einem breiten Publikum zugänglich zu machen, um somit
den Assyrern den ihnen gebührenden Platz in der Geisteswelt des Alten Orients
einzuräumen.
Dr. Kamran Vincent Zand studierte Altorientalistik, Iranistik, Indogermanische Sprach-
wissenschaft und Vorderasiatische Archäologie in Hamburg und Göttingen. Seit 2010 ist er
Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Akademieprojekts „Edition literarischer Keilschrifttexte aus
Assur“.

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