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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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A. Das akademische Jahr 2019
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Ramminger, Johann: Words and more? Lateinische Lexikographie von Rom bis München
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0128
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III. Veranstaltungen

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts war das heroische Zeitalter der Klassischen
Philologie im deutschen Sprachraum. In Wien begann man die Herausgabe der Tex-
te der lateinischen Kirchenväter basierend auf den modernsten Erkenntnissen der
Handschriftenkunde, in Berlin unternahm man die Sammlung aller lateinischen
Inschriften der Antike - beides Unternehmen, die bis heute fortgeführt werden.
In einer Zeit, die vor „unmöglichen“ Projekten nicht zurückschreckte, nahm auch
ein Wörterbuch des „gesamten“ Lateins der Antike Gestalt an, ein in Anspielung an
Estienne so genannter „Thesaurus Linguae Latinae“. Das neue Wörterbuch sollte
das kontraproduktive „Recycling“ der älteren Wörterbücher vermeiden und allein
von den antiken Texten aus verfasst werden. Zur Finanzierung schlossen sich 1893
die Akademien von Berlin, Göttingen, Heidelberg, München und Wien zusam-
men. Zunächst wurde in sieben Jahren eine gigantische Wort-Datenbank aus allen
lateinischen Texte der Antike erstellt, das sogenannte „Zettelmaterial“ (da die ein-
zelnen Wörter auf Zetteln in Postkartengröße registriert wurden), ein vollständiger
Index der lateinischen Sprache (einschließlich von Inschriften, Münzen, Papyri),
der bis heute unübertroffen ist (Abb. 3, 4). Auf Grund des Zettelmaterials hoffte
man, an der Akademie der Wissenschaften in München rasch ein Wörterbuch aus-
arbeiten zu können. Zwar wurde die erste Lieferung des Thesaurus schon 1900
gedruckt, doch der Zeitplan eiwies sich bald als illusorisch: Die Qualitätsansprü-
che, die man an das neue Projekt stellte, waren mit einer hastigen Produktion un-
vereinbar (ein Gegensatz, der das Unternehmen bis heute prägt). Dazu kam, dass

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Abb. 3: Ein „Zettel“; rechts oben das Lemmawort „exul“, links oben die fortlaufende Nummer des antiken
Verfassers.

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