Verleihung des Karl-Jaspers-Preises 2019
ist gerade eine weitere medientheoretisch ausgerichtete Monographie zur Entwick-
lung des Films während der Großen Proletarischen Kulturrevolution (1966-76).
Rudolf Wagners Berufung 1987 an die Universität Heidelberg war der An-
fang eines rasanten Wandels für die Heidelberger Sinologie: Mit Weitsicht baute
er - aus den Mitteln seines 1993 verliehenen Leibniz-Preises - eine der größten
und wichtigsten europäischen sinologischen Bibliotheken auf. Die Heidelberger
sinologische Hybrid-Bibliothek birgt viele Schätze: Film, Musik, Zeitungen, aber
auch nur intern von der Kommunistischen Partei publizierte Literatur, Frauenzeit-
schriften, Flugblätter und religiöse Klein-Schriften, die nirgends sonst gesammelt
werden. Lange bevor die Nutzung digitaler Resourcen zur Selbstverständlichkeit
wurde, konnte die Heidelberger Sinologische Bibliothek bereits als Service-Center
für eben solche digitale Resourcen fungieren (chinaresource.org). In Heidelberg
wurden, mit Allegro, die Grundlagen für einen auch chinesischsprachigen Online
Katalog gelegt - heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Hier in Heidelberg und
unter der immer kreativen Hand von Rudolf G. Wagner entstand die Idee der
digitalen Archivierung von (durch Zensur) gefährdeten Daten (DACHS Digital
Archive of Chinese Studies).
Die von ihm aufgebaute Bibliothek ist im Sommer 2019 in einen Neubau im
Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) umgezogen, als dessen spiritus
rector Rudolf G. Wagner nicht nur deswegen gelten kann. Als ein wunderschön
gestalteter Gebäudekomplex, der als Ensemble um die neue Asien-Forschungsbi-
bliothek auf dem ältesten Campus der Deutschen Universität Bergheim in Hei-
delberg angesiedelt ist, zeugt das CATS von den weitreichenden Ideen Rudolf G.
Wagners, der nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein be-
deutender Institutionenbauer war.
Aber zurück zu seiner durchweg wegweisenden Forschung, die entscheidend
war für das, was man als „Transkulturelle Wende“ in den Geisteswissenschaften
bezeichnen kann, ein Ansatz, der Heidelberg in den letzten zehn Jahren als le-
bendiges Forschungszentrum auf die akademische Landkarte gebracht hat. Die
transkulturelle Perspektive - die den nur natürlich erscheinenden Zusammenhang
zwischen Nationalstaat und Kultur hinterfragt - führt nicht nur zu neuartigen Fra-
gestellungen und anzuwendenden Methoden, sondern fordert auch Schritte hin
zu einer signifikanten Transformation der institutionellen Strukturen, in denen
sich die traditionelle Wissenschaft seit langem etabliert hat. Dank der dynamischen
Führung von Rudolf G. Wagner wurden im Exzellenzcluster neue Formen der
Forschungszusammenarbeit zwischen den so genannten (auf Außereuropa spe-
zialisierten) „Regionalstudien“ und den „methodischen Disziplinen“ entwickelt.
Weil so hartnäckige institutionelle Grenzen als unproduktiv verworfen wurden,
ist es heute kaum noch vorstellbar, eine als „Raum“ bezeichnete Weltregion zu
erforschen, ohne ihre Verbindungen über Skalen und Grenzen hinweg aufzuzei-
gen - ohne die Rahmenbedingungen in Frage zu stellen, in denen diese Grenzen
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ist gerade eine weitere medientheoretisch ausgerichtete Monographie zur Entwick-
lung des Films während der Großen Proletarischen Kulturrevolution (1966-76).
Rudolf Wagners Berufung 1987 an die Universität Heidelberg war der An-
fang eines rasanten Wandels für die Heidelberger Sinologie: Mit Weitsicht baute
er - aus den Mitteln seines 1993 verliehenen Leibniz-Preises - eine der größten
und wichtigsten europäischen sinologischen Bibliotheken auf. Die Heidelberger
sinologische Hybrid-Bibliothek birgt viele Schätze: Film, Musik, Zeitungen, aber
auch nur intern von der Kommunistischen Partei publizierte Literatur, Frauenzeit-
schriften, Flugblätter und religiöse Klein-Schriften, die nirgends sonst gesammelt
werden. Lange bevor die Nutzung digitaler Resourcen zur Selbstverständlichkeit
wurde, konnte die Heidelberger Sinologische Bibliothek bereits als Service-Center
für eben solche digitale Resourcen fungieren (chinaresource.org). In Heidelberg
wurden, mit Allegro, die Grundlagen für einen auch chinesischsprachigen Online
Katalog gelegt - heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Hier in Heidelberg und
unter der immer kreativen Hand von Rudolf G. Wagner entstand die Idee der
digitalen Archivierung von (durch Zensur) gefährdeten Daten (DACHS Digital
Archive of Chinese Studies).
Die von ihm aufgebaute Bibliothek ist im Sommer 2019 in einen Neubau im
Centre for Asian and Transcultural Studies (CATS) umgezogen, als dessen spiritus
rector Rudolf G. Wagner nicht nur deswegen gelten kann. Als ein wunderschön
gestalteter Gebäudekomplex, der als Ensemble um die neue Asien-Forschungsbi-
bliothek auf dem ältesten Campus der Deutschen Universität Bergheim in Hei-
delberg angesiedelt ist, zeugt das CATS von den weitreichenden Ideen Rudolf G.
Wagners, der nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein be-
deutender Institutionenbauer war.
Aber zurück zu seiner durchweg wegweisenden Forschung, die entscheidend
war für das, was man als „Transkulturelle Wende“ in den Geisteswissenschaften
bezeichnen kann, ein Ansatz, der Heidelberg in den letzten zehn Jahren als le-
bendiges Forschungszentrum auf die akademische Landkarte gebracht hat. Die
transkulturelle Perspektive - die den nur natürlich erscheinenden Zusammenhang
zwischen Nationalstaat und Kultur hinterfragt - führt nicht nur zu neuartigen Fra-
gestellungen und anzuwendenden Methoden, sondern fordert auch Schritte hin
zu einer signifikanten Transformation der institutionellen Strukturen, in denen
sich die traditionelle Wissenschaft seit langem etabliert hat. Dank der dynamischen
Führung von Rudolf G. Wagner wurden im Exzellenzcluster neue Formen der
Forschungszusammenarbeit zwischen den so genannten (auf Außereuropa spe-
zialisierten) „Regionalstudien“ und den „methodischen Disziplinen“ entwickelt.
Weil so hartnäckige institutionelle Grenzen als unproduktiv verworfen wurden,
ist es heute kaum noch vorstellbar, eine als „Raum“ bezeichnete Weltregion zu
erforschen, ohne ihre Verbindungen über Skalen und Grenzen hinweg aufzuzei-
gen - ohne die Rahmenbedingungen in Frage zu stellen, in denen diese Grenzen
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