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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Ingo Krossing
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0180
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B. Die Mitglieder

schaftliche Karriere zu erwägen, erbat ich mir das Wochenende Bedenkzeit. Nach
vielen Diskussionen im Freundes- und Familienkreis nahm ich dann am Montag
mein Herz in die Hand und fragte meinen Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Dr. h. c.
mult. Heinrich Nöth, den damaligen Präsidenten der Bayrischen Akademie der
Wissenschaften und von uns im Arbeitskreis immer ehrfurchtsvoll „Häuptling Sil-
berlocke“ genannt, ob er es mir denn zutrauen würde, dass ich eine akademische
Karriere einschlagen würde und dass ich daher gerne noch ein Postdoktorat im
Ausland verbringen würde. An seine Antwort werde ich mich immer erinnern,
auch wenn ich sie in ihrer Tiefe erst Jahre später durchdringen sollte. Er sagte:
„Ja, Herr Krossing, Sie sind jung genug und Sie scheuen die viele Arbeit nicht.“
Ein paar Tage später kam er wieder mit einem Brief in der Hand in mein Labor
und sagte: „Hier, das ist eine Stellenausschreibung aus Kanada. Das ist ein guter
Mann, da bewerben Sie sich...!“ Und so machte ich es. Zuerst über die kanadische
Stelle und später erleichtert durch ein Feodor-Lynen-Stipendium der Humboldt-
Stiftung verbrachte ich mein Postdoktorat in Ostkanada an der University of New
Brunswick in der Gruppe von Jack Passmore. Es war ein völliger Themenwechsel
in die Fluorchemie und, unterstützt durch einen ausgezeichneten Theoretiker vor
Ort, Friedrich Grein, erarbeitete ich mir begleitend die Anwendung und Nutzung
quantenchemischer Rechnungen zur Klärung chemischer Fragestellungen. Bereits
nach einigen Monaten war ich wieder Feuer und Flamme für das neue Thema und
es wurde mir ganz klar, dass es die Chemie als Ganzes war, die mich begeisterte,
und daher war mein Ziel klar: Ich wollte mich nach einem Platz für die Habilita-
tion umsehen.
Nachwuchsgruppenleitung: So bin ich in den Sommerferien 1998 nach
Deutschland geflogen und stellte mich bei diversen Gruppen, unter anderem an der
RUB und der Universität Karlsruhe (TH), vor. Bei letzterer traf ich in Hansgeorg
Schnöckel wieder einen begeisterten Chemiker, der als ausgebildeter Hochtou-
renführer des Deutschen Alpenvereins auch meine Begeisterung fürs Bergsteigen
verstand. So verbanden sich beide Aspekte hervorragend und, mit einem Liebig-
Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie ausgestattet, machte ich mich im
eigenen neuen Thema in Karlsruhe an die Arbeit. Dieses Umfeld beflügelte alles
und so absolvierte ich innerhalb von zwei Jahren und elf Monaten die Habilitation
und wurde 2002 dafür mit einem der drei begehrten ADUC Preise für Habili-
tanden für die besten Chemie-Habilitationen in Deutschland ausgezeichnet. Dies
verhalf mir auch zum Heisenberg-Stipendium der DFG, welches mich während
der Bewerbungsphase für eine Professur finanzierte. Nach zwei Jahren und vielen
Vorstellungsvorträgen hatte ich dann zwei Rufe parallel, einmal an die Universität
zu Köln und zum anderen an die ETH Lausanne auf eine Assistenzprofessur.
ETH Lausanne: Wir entschieden uns als Familie (mit Frau und 1,5 Jahre
altem Sohn) und in der Gruppe für den Wechsel nach Lausanne. So zogen wir
2004 mit Kind und Kegel und sieben Mitarbeitern nach Lausanne. Dort hatte ich

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