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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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A. Das akademische Jahr 2022
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I. Jahresfeier am 21. Mai 2022
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Grußwort des Präsidenten der Akademie von Athen Antonios Rengakos
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0013
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Grußwort des Präsidenten der Akademie von Athen

Grußwort des Präsidenten der Akademie von Athen
Antonios Rengakos
Sehr geehrte Frau Ministerin Bauer,
sehr geehrter Herr Präsident Schneidmüller,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Erlauben Sie mir zunächst - auch im Namen aller Mitglieder der Athener Akade-
mie - meinen herzlichen Dank für die ehrenvolle Einladung auszusprechen, heute
ein Grußwort an Sie zu richten.
Einen heutigen Athener Akademiker dürften in Heidelberg und unter Hei-
delberger Akademikern schwerlich Fremdheitsgefühle überkommen. Der Grund
dieser Vertrautheit liegt in erster Linie natürlich nicht in den äußeren Gemein-
samkeiten der Bezeichnung und des Emblems der beiden Institutionen, sondern
darin, wofür der Name „Akademie“ und der Kopf der Weisheitsgöttin Athene ste-
hen: in der platonischen Philosophie und dem demokratischen Athen der klas-
sischen Zeit, das sie ermöglicht hat. In der Person und der Philosophie Platons,
wie er sie im institutionellen Rahmen seiner Akademie entwickelt hat, findet sich
auch der Ursprung der modernen europäischen Institution der Akademie. Denn
die platonische Philosophie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie sich we-
senhaft als Gespräch vollzieht, als Entwicklung des Gedankens und des Wissens
im Dialog. Dieser Dialog findet statt unter verschiedenen, aber gleichberechtigten
und gleichwertigen Gesprächspartnern und nicht als monologische Verkündigung
bereits feststehenden, autoritativen Wissens innerhalb einer hierarchisch organi-
sierten Lehranstalt. Darin aber besteht bis heute der Grundzug des akademischen
Lebens, der auch die Geschichte der Akademien in Europa seit der Antike zusam-
menhält und als solche konstituiert: im gleichberechtigten Dialog, sei es zwischen
den einzelnen Mitgliedern einer Akademie, zwischen den verschiedenen Klassen
einer Akademie oder zwischen verschiedenen Akademien, aus welchem neue Er-
kenntnis erwachsen kann.
Unsere Akademie, die Nationalakademie Griechenlands, ist jünger als die
hiesige. Ins Auge gefasst wurde die Gründung einer Akademie in Athen schon
drei Jahren nach dem Ausbruch des griechischen Befreiungskampfes, also im Jahr
1824. Zunächst, im Jahr 1887, wurde das Gebäude, das als Sitz der Institution die-
nen sollte, dank privater Finanzierung fertiggestellt. Doch die turbulente Entwick-
lung der neugriechischen Geschichte im Laufe des 19. und in den ersten beiden
Dezennien des 20. Jahrhunderts verhinderte die Realisierung des Akademie-Vor-
habens. Erst als der neuhellenische Staat um die Mitte der dritten Dekade des 20.
Jahrhunderts zu einer relativen Ruhe und Stabilität kam, erst dann, im Jahr 1926,
also mehr als ein Jahrhundert nach ihrer Konzeption, konnte die „Athener Akade-

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