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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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A. Das akademische Jahr 2022
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I. Jahresfeier am 21. Mai 2022
DOI Kapitel:
Grußwort des Präsidenten der Akademie von Athen Antonios Rengakos
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0014
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I. Jahresfeier am 21. Mai 2022

mie der Wissenschaften, der Literatur und der Künste“ - wie ihr offizieller Name
lautet - gegründet werden und ihre Arbeit aufnehmen.
Beim Sitz unserer Akademie handelt es sich um ein imposantes, im neoklas-
sizistischen Stil im Zentrum von Athen gebautes Schmuckstück des dänischen Ar-
chitekten Theophil Hansen (1813-1891), das jedoch erst von seinem Schüler, dem
deutsch-griechischen Architekten und Archäologen Ernst Moritz Theodor Ziller
(1837-1923) fertiggestellt wurde.
Lag in den Anfangsjahrzehnten der Schwerpunkt der akademischen Tätigkeit
im philologisch-historischen Bereich, so wurde seit der Mitte des vergangenen
Jahrhunderts versucht, ein Gleichgewicht zwischen Geistes- und Naturwissen-
schaften herzustellen. Dabei wurde immer mehr auch darauf geachtet, der immer
wichtiger werdenden Verflechtung der letzteren mit der Technik, aber auch der
Technikfolgenabschätzung für Umwelt und Gesellschaft gerecht zu werden. Mit
ihren 19 Forschungszentren, der Entwicklung eigener, fachspezifischer oder inter-
und transdisziplinärer Forschungsprogramme sowie der Teilnahme an internatio-
nalen Projects, mit Kongressen, Tagungen und Veröffentlichungen im hauseigenen
Verlag, mit Preisen und Stipendien, bemüht sich die Athener Akademie die ihr
satzungsgemäß vorgeschrieben Zwecke zu erfüllen, aber auch den Anforderungen
und Erwartungen der heutigen Gesellschaft zu entsprechen. Das umfasst u.a. die
Förderung der Wissenschaften, der Literatur und der Kunst durch den Kontakt
und das Gespräch mit nationalen und internationalen Personen und Partnerinsti-
tutionen, die wissenschaftliche Beratung staatlicher Stellen und Behörden und die
Ausstellung von Gutachten in allen gesellschaftlichen Bereichen, die Förderung
des wissenschaftlichen Nachwuchses, aber auch der Gleichheit der Geschlechter -
nicht zuletzt innerhalb der Akademie.
Diese letzten Sätze betreffen auch das, was man die „politische“ Dimension
der Akademie und der akademischen Tätigkeit nennen könnte. Denn diese be-
wegt sich nicht nur im rein „Akademischen“ als dem rein theoretischen Bereich
fern jeder Praxis. Insofern das „Akademische“ von der platonischen Akademie im
antiken demokratischen Athen herkommt, ist es von Hause aus im mehrfachen
Sinn „politisch“.
- Als Dialog unter gleichberechtigten Gesprächspartnern ist das Akademi-
sche zunächst „politisch“ im Sinn einer demokratischen Gesprächsform und Ge-
sprächspraxis. Als solche spiegelt sie aber die Organisationsform der sie tragenden
menschlichen Gemeinschaft, die Demokratie der Polis von Athen.
- Die Polis, die menschliche Gemeinschaft im Allgemeinen und das klassi-
sche demokratische Athen im Besonderen ebenso wie das Handeln in ihr ist aber
auch ein inhaltlicher Schwerpunkt oder Hauptgegenstand der Gespräche und Ge-
danken der platonischen Akademie, und das heißt eben: Auch der Inhalt der aka-
demischen Tätigkeit ist „politisch“.

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