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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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A. Das akademische Jahr 2022
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Donnay, Karsten: Fake News: Erkennung und Offenlegung von verzerrter Medienberichterstattung : Mitarbeitervortrag von Prof. Dr. Karsten Donnay am 22. Juni 2022
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Dall'Asta, Matthias: Humanisten in Glaubenskämpfen: Johannes Reuchlin und sein Schüler Philipp Melanchton : Mitarbeitervortrag von Dr. Matthias Dall'Asta am 14. Juli 2022
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0114
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III. Veranstaltungen

Prof. Dr. Karsten Donnay studierte Physik in München und Montreal. Im Anschluss pro-
movierte er an der ETH Zürich im Bereich Computational Social Science mit einem thema-
tischen Schwerpunkt in den Politikwissenschaften. Nach Stationen am Graduate Institute in
Genf der University of Maryland in den USA und der Universität Konstanz ist er seit April
2020Assistenzprofessor für Politisches Verhalten und Digitale Medien an der Universität Zü-
rich. Karsten Donnay war Kollegiat des WIN-Kollegs „Wie entscheiden Kollektive“ und ist
weiterhin mit dem nun von Dr. Hamborg geleiteten WIN-Projekt „Fake News and Collective
Decision Making“ als Projektpartner assoziiert.
„Humanisten in Glaubenskämpfen. Johannes Reuchlin und sein
Schüler Philipp Melanchthon"
Mitarbeitervortrag von Dr. Matthias Daii'Asta am 14. Juli 2022
Im letzten seiner sechs monumentalen Wandgemälde im Treppenhaus des Neuen
Museums in Berlin hatte der renommierte Münchener Historienmaler Wilhelm
von Kaulbach (1805-1874) Das Zeitalter der Reformation dargestellt. Der 1842-1865
entstandene kulturhistorische Zyklus zählt zu Kaulbachs Hauptwerken, wurde
aber 1943 durch Brandbomben vollständig zerstört; nach dem 2009 abgeschlos-
senen Wiederaufbau des Neuen Museums durch den englischen Architekten Da-
vid Chipperfield ist anstelle der Malereien heute nur das nackte Ziegelmauerwerk
sichtbar. Da es jedoch bereits im 19. Jahrhundert viele Liebhaber solcher Bilder
gab, hat Friedrich Eduard Eichens Kaulbachs Reformations-Gemälde 1867 in einer
dctailgenauen Radierung reproduziert.
Mit der Erläuterung dieses Bildes mit seinen insgesamt über hundert Personen
ließe sich leicht ein ganzer Vortrag füllen. Hier sei lediglich auf ein einzelnes kom-
positorisches Element hingewiesen, nämlich die meisterhaft dargestellte Bezie-
hung Johannes Reuchlins zu seinem einstigen Schüler Philipp Melanchthon: Der
neben Erasmus von Rotterdam rechts im Mittelgrund des Bildes platzierte, wuch-
tig wirkende Reuchlin blickt auf einen sehr jugendlich dargestellten Melanchthon,
der seinerseits mit seinem ausgestreckten linken Arm auf den auf einem Sockel
stehenden Luther veiweist, welcher oberhalb von Melanchthons Zeigehand eine
aufgeschlagene Bibel emporhält. Reuchlins vom Doktorhut verschatteter Blick ist
dabei voller Ingrimm; seine Lippen sind im Zorn fest aufeinander gepresst. Zwar
konnte Reuchlin bei seinem Tod 1522 noch nicht wissen, dass Melanchthon in
Wittenberg zu Luthers wichtigstem Mitstreiter und Nachfolger avancieren sollte
- in Kaulbachs Komposition wird an die von Melanchthon verhandelte Confessio
Augustana von 1530 und den Augsburger Religionsfrieden von 1555 erinnert -,
doch Melanchthons frühes Engagement für die Sache Luthers war Reuchlin schon
ab 1519 ein Dorn im Auge. Der Humanist scheint seinen ehemaligen Schüler mit

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