D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Siebter Forschungsschwerpunkt
„Wie entscheiden Kollektive?"
7. Heiligenleben: Figurationen von Heiligkeit zwischen
Individualentscheidung und kollektiver Anerkennung (950-1750)
Kollegiatinnen und Kollegiat:
Profv. Dr. Daniela Blum (assoziiert),1 Dr. Marie Gunreben,2
Dr. Christoph Haack,3 Dr. Beatrice von Lüpke (assoziiert)4
1 RWTH Aachen
2 Universität Konstanz
3 Eberhard Karls Universität Tübingen
4 Universität Wien
Gegenstand des Projekts sind Entwürfe von Heiligkeit im Spannungsfeld zwischen
individueller Entscheidung, transzendenter Auserwähltheit und gesellschaftlicher
Anerkennung. Wie diese Trias in legendarischen Texten des Mittelalters, der Neu-
zeit und der (Post-)Moderne ausgehandclt wird, hat uns in der ersten Förderphase
(2019-2022) beschäftigt. In der zweiten Förderphase (2022/2023) haben wir zum
einen den Untersuchungszeitraum auf die Jahrhunderte zwischen ca. 950 und
1750 ausgedehnt, damit sowohl die Etablierung von Heiligkeitsfiguren als auch
ihre Entkoppelung von der Legende in der Frühen Neuzeit in den Blick geraten
können. Zum anderen ist uns nun vor allem an der Instanz der Figur gelegen:
Für die Rezeption legendarischer Erzählungen sind Figuren des Heiligen zwar von
zentraler Bedeutung, wurden bislang aber noch nicht systematisch erforscht. Wir
wollen diese Lücke schließen, indem wir jüngere narratologische und kognitions-
wissenschaftliche Ansätze der Figurentheorie adaptieren und mit entscheidungs-
theoretischen Konzepten verbinden. Unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit
von Geschichtswissenschaft, Kirchengeschichte sowie Älterer und Neuerer deut-
scher Literaturwissenschaft konzentriert sich dabei auf die folgenden drei Schwer-
punkte: (1) Figurationen des Heiligen als Entscheidungen im Text, (2) Rezeptions-
entscheidungen über die Imitationswürdigkeit heiliger Figuren, (3) intertextuelle
Adaptionen dieser Figuren an neue Formzusammenhänge.
Die Arbeit an diesem Programm ist auch im vergangenen Jahr weiter vor-
angeschritten. Im Frühjahr sind unter dem Titel Entscheidung zur Heiligkeit? Au-
tonomie und Providenz im legendarischen Erzählen vom Mittelalter bis zur Moderne im
Winter Verlag (Heidelberg) sowie Open Access die Ergebnisse der im September
2019 veranstalteten Projekttagung erschienen (Reihe: „Myosotis. Forschungen
zur europäischen Traditionsgeschichte“). Der Band verbindet Perspektiven der
älteren und neueren Philologien auf die Heiligenlegende. Leitend ist die Frage,
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Siebter Forschungsschwerpunkt
„Wie entscheiden Kollektive?"
7. Heiligenleben: Figurationen von Heiligkeit zwischen
Individualentscheidung und kollektiver Anerkennung (950-1750)
Kollegiatinnen und Kollegiat:
Profv. Dr. Daniela Blum (assoziiert),1 Dr. Marie Gunreben,2
Dr. Christoph Haack,3 Dr. Beatrice von Lüpke (assoziiert)4
1 RWTH Aachen
2 Universität Konstanz
3 Eberhard Karls Universität Tübingen
4 Universität Wien
Gegenstand des Projekts sind Entwürfe von Heiligkeit im Spannungsfeld zwischen
individueller Entscheidung, transzendenter Auserwähltheit und gesellschaftlicher
Anerkennung. Wie diese Trias in legendarischen Texten des Mittelalters, der Neu-
zeit und der (Post-)Moderne ausgehandclt wird, hat uns in der ersten Förderphase
(2019-2022) beschäftigt. In der zweiten Förderphase (2022/2023) haben wir zum
einen den Untersuchungszeitraum auf die Jahrhunderte zwischen ca. 950 und
1750 ausgedehnt, damit sowohl die Etablierung von Heiligkeitsfiguren als auch
ihre Entkoppelung von der Legende in der Frühen Neuzeit in den Blick geraten
können. Zum anderen ist uns nun vor allem an der Instanz der Figur gelegen:
Für die Rezeption legendarischer Erzählungen sind Figuren des Heiligen zwar von
zentraler Bedeutung, wurden bislang aber noch nicht systematisch erforscht. Wir
wollen diese Lücke schließen, indem wir jüngere narratologische und kognitions-
wissenschaftliche Ansätze der Figurentheorie adaptieren und mit entscheidungs-
theoretischen Konzepten verbinden. Unsere interdisziplinäre Zusammenarbeit
von Geschichtswissenschaft, Kirchengeschichte sowie Älterer und Neuerer deut-
scher Literaturwissenschaft konzentriert sich dabei auf die folgenden drei Schwer-
punkte: (1) Figurationen des Heiligen als Entscheidungen im Text, (2) Rezeptions-
entscheidungen über die Imitationswürdigkeit heiliger Figuren, (3) intertextuelle
Adaptionen dieser Figuren an neue Formzusammenhänge.
Die Arbeit an diesem Programm ist auch im vergangenen Jahr weiter vor-
angeschritten. Im Frühjahr sind unter dem Titel Entscheidung zur Heiligkeit? Au-
tonomie und Providenz im legendarischen Erzählen vom Mittelalter bis zur Moderne im
Winter Verlag (Heidelberg) sowie Open Access die Ergebnisse der im September
2019 veranstalteten Projekttagung erschienen (Reihe: „Myosotis. Forschungen
zur europäischen Traditionsgeschichte“). Der Band verbindet Perspektiven der
älteren und neueren Philologien auf die Heiligenlegende. Leitend ist die Frage,
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