II. Wissenschaftliche Vorträge
Deep Learning änderte die Bildanalyse von einer mehrheitlich methodenge-
triebenen zu einer datengetriebenen Wissenschaft und brachte die Qualität der
Ergebnisse in Bereiche, die in vielen Fällen den praktischen Einsatz ermöglichen.
Es gibt jedoch auch noch einige Schwachpunkte, und aktuell ist nicht klar, wie
fundamental diese Grenzen der Lernverfahren sind, ob also nur einige kleinere
Veränderungen notwendig sind, oder ob man doch noch einmal den Ansatz än-
dern muss.
Stefan Pfänder
„Dimensionen der Leiblichkeit in der Interaktion"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 21. Januar 2022
1. Einführung
Die moderne Linguistik hat die Leiblichkeit über viele Jahrzehnte aus ihrem Un-
tersuchungsgegenstand ausgeblendet. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Mit der
Emanzipation der Linguistik als eigener wissenschaftlicher Disziplin gingen Ab-
grenzungen gegen benachbarte Fächer wie der Anthropologie, Ethnologie oder
Soziologie einher, in denen der Körper bereits früh eine große Rolle spielte; die
junge Disziplin der Linguistik hingegen konzentrierte sich nun ganz auf das Wort,
den Satz und die Lautung, also allein den verbalen (und stimmlichen) Ausdruck.
Zu denken ist auch an die technologischen Herausforderungen der Produktion,
Postproduktion und Analyse gefilmter Sprachdaten. Weiterhin trug der lange vor-
herrschende Primat der Schriftlichkeit (Linell 20091) zur Marginalisierung der
Mündlichkeit und, damit einhergehend, der leiblichen Konstituierung von Ge-
sprächskommunikation bei.
Nunmehr rückt seit gut zehn Jahren das Interesse an leiblichen Ausdrucks-
modalitäten insbesondere in der linguistischen Gesprächsforschung stark in den
Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung. Doch bisher liegen keine Überblicks-
darstellungen zu den empirischen Studien vor. Daher möchte ich im vorliegenden
Beitrag anhand exemplarischer Fallstudien Einblick in die aktuelle Forschung ge-
ben und einen Vorschlag zur Systematisierung dieser Studien vorstellen, der in
einer Zuordnung der empirischen Beobachtungen zu zwei wesentlichen kommu-
nikativen Dimensionen mündet, der Koordination und der Positionierung.
1 Linell, Per (2009): Rethinking Language, Mind, and World Dialogically: Interactional and
Contextual Theories of Human Sense-making. Information Age Publishing.
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Deep Learning änderte die Bildanalyse von einer mehrheitlich methodenge-
triebenen zu einer datengetriebenen Wissenschaft und brachte die Qualität der
Ergebnisse in Bereiche, die in vielen Fällen den praktischen Einsatz ermöglichen.
Es gibt jedoch auch noch einige Schwachpunkte, und aktuell ist nicht klar, wie
fundamental diese Grenzen der Lernverfahren sind, ob also nur einige kleinere
Veränderungen notwendig sind, oder ob man doch noch einmal den Ansatz än-
dern muss.
Stefan Pfänder
„Dimensionen der Leiblichkeit in der Interaktion"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 21. Januar 2022
1. Einführung
Die moderne Linguistik hat die Leiblichkeit über viele Jahrzehnte aus ihrem Un-
tersuchungsgegenstand ausgeblendet. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Mit der
Emanzipation der Linguistik als eigener wissenschaftlicher Disziplin gingen Ab-
grenzungen gegen benachbarte Fächer wie der Anthropologie, Ethnologie oder
Soziologie einher, in denen der Körper bereits früh eine große Rolle spielte; die
junge Disziplin der Linguistik hingegen konzentrierte sich nun ganz auf das Wort,
den Satz und die Lautung, also allein den verbalen (und stimmlichen) Ausdruck.
Zu denken ist auch an die technologischen Herausforderungen der Produktion,
Postproduktion und Analyse gefilmter Sprachdaten. Weiterhin trug der lange vor-
herrschende Primat der Schriftlichkeit (Linell 20091) zur Marginalisierung der
Mündlichkeit und, damit einhergehend, der leiblichen Konstituierung von Ge-
sprächskommunikation bei.
Nunmehr rückt seit gut zehn Jahren das Interesse an leiblichen Ausdrucks-
modalitäten insbesondere in der linguistischen Gesprächsforschung stark in den
Fokus der wissenschaftlichen Untersuchung. Doch bisher liegen keine Überblicks-
darstellungen zu den empirischen Studien vor. Daher möchte ich im vorliegenden
Beitrag anhand exemplarischer Fallstudien Einblick in die aktuelle Forschung ge-
ben und einen Vorschlag zur Systematisierung dieser Studien vorstellen, der in
einer Zuordnung der empirischen Beobachtungen zu zwei wesentlichen kommu-
nikativen Dimensionen mündet, der Koordination und der Positionierung.
1 Linell, Per (2009): Rethinking Language, Mind, and World Dialogically: Interactional and
Contextual Theories of Human Sense-making. Information Age Publishing.
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