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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

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C. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte
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15. Theologenbriefwechsel im Südwesten des Reichs in der Frühen Neuzeit (1550–1620)
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16. Hinduistische Tempellegenden in Südindien
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0339
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16. Hinduistische Tempellegenden in Südindien

Am 26. August 1570 antwortete der aus Schlesien stammende Zacharias Ursi-
nus (1534-1583) seinem engen Freund und Breslauer Landsmann, dem kaiserli-
chen Leibarzt Johannes Crato von Krafftheim (1519-1585), auf eine Bitte. Dieser
wünschte sich, in Briefaustausch mit dem berühmten italienischen Theologen Hi-
eronymus Zanchi (1516-1590), Ursinus'’ Kollegen an der Heidelberger Universi-
tät, zu treten. So bat er Ursinus um Vermittlung. In einem Brief vom 26. August
1570 lässt Ursinus Crato wissen, dass Zanchi vermutlich auf die Bitte eingehen
werde. Diese gute Nachricht versieht Ursinus allerdings mit einer kleinen War-
nung: „pessime pingit“ - Zanchi habe eine äußerst schlechte Handschrift.
Diejenigen, die sich heute mit der Entzifferung von Zanchis Handschrift ab-
mühen, sind vielleicht erleichtert zu erfahren, dass es seinen Zeitgenossen nicht
anders erging. Erstaunlich ist die Entdeckung, dass sogar Johann Wilhelm Baum,
der große Reformationshistoriker Straßburgs und geübte Transkriptor tausen-
der Reformatorenbriefe („Thesaurus Baumianus“), mit der Handschrift Zanchis
ebenfalls seine liebe Mühe hatte. Wer heute Zanchis Briefe im Straßburger Stadt-
archiv durchblättert, macht an zahllosen Stellen folgende Beobachtung: Baums
Bedürfnis, das mühevoll Entzifferte für alle Zeiten festzuhalten, obsiegte über
die konservatorische Selbstverständlichkeit, in archivalischen Beständen niemals
handschriftliche Eintragungen vorzunehmen.
16. Hinduistische Tempellegenden in Südindien
Das Projekt,Hinduistische Tempellegenden in Südindien4 erschließt die Tempel-
legenden der südindischen Stadt Kanchipuram in ihren unterschiedlichen Uber-
lieferungsformen und macht sie in einer digitalen Umgebung zugänglich. Im Zen-
trum des Projekts steht die Erstellung digitaler Editionen der auf Sanskrit und
Tamil verfassten Texte. Zudem werden diese Editionen mit der aufgearbeiteten
Dokumentation der relevanten Tempelarchitektur und Ikonographie sowie von
Ritualen und mündlicher Überlieferung verknüpft, um textliche und nicht-textli-
che Formen der Tempellegenden in einem digitalen Korpus zusammenzuführen.
Dies erlaubt ein neues Verständnis dieses wichtigen kulturellen Erbes sowohl in
seiner historischen Tiefe als auch in seiner gelebten Realität.
Das 2022 eingerichtete Projekt ist auf eine Gesamtlaufzeit von 16 Jahren aus-
gelegt. Neben der Forschungsstelle in Heidelberg besteht eine Zweigstelle in Pon-
dicherry (Indien), die in den Räumlichkeiten und in Kooperation mit der Ecole
frangaise d‘Extreme-Orient (EFEO) eingerichtet wurde.

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