II. Wissenschaftliche Vorträge
Und schließlich ist das Verständnis des Ästhetischen im Rahmen der historischen
wie systematischen Ästhetikforschung selbst zu modellieren, so dass das Ästheti-
sche nicht allein als Phänomen der Gestaltung, des Ausdrucks, der Oberflächener-
scheinung gilt, sondern zugleich konstitutiv als Phänomen der sozialen Praxis, der
gesellschaftlichen Verhandlung, der kulturellen Identitätsstiftung.
In wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht muss damit auch eine fachhistori-
sche Rezeptions- und Wertungsgeschichte des Ästhetischen offengelegt werden,
die sich vielfach zu einsinnig an Vorgaben des 18. und 19. Jahrhunderts orientierte.
Der mit diesen Vorgaben verbundene, oft universelle Anspruch ist insofern zu
dekonstruieren, als er zu einer Überschreibung, Marginalisierung oder Abwertung
jeweils ,anderer* 1 * * Vorstellungen des Ästhetischen beigetragen hat bzw. das ,Andere4
durch gezielte Verfahren der Marginalisierung allererst als ,Anderes4 konstituierte.
Damit wird nicht nur das ,Andere4 einer Anderen Ästhetik neu zu beurteilen sein, es
zeichnen sich von hier aus auch allererst die Voraussetzungen dafür ab, tragfähige
Verständigungsebenen in Bezug auf nicht europäische kulturelle Räume sowie in
Hinblick auf die Auseinandersetzungen mit den Debatten der Gegenwart zu er-
öffnen.1
Bernhard Weigand
„Die Wunderwelt der Tropfen"1
Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse am 25. November
2022
Tropfen spielen eine sehr wichtige Rolle in vielen Prozessen in Natur und Tech-
nik. Beispiele hierfür sind:
- Prozesse, die in Wolken ablaufen und für die Wettervorhersage von Bedeutung
sind, wie z. B. die Bildung von Eiskristallen in Wolken oder die Entstehung von
Regen und Hagel.
1 VgL die ausführliche Darstellung in: Annette Gerok-Reiter, Jörg Robert: Andere Ästhetik -
Akte und Artefakte in der Vormoderne. Zum Forschungsprogramm des SFB 1391, in: Annette
Gerok-Reiter, Jörg Robert, Matthias Bauer, Anna Pawlak (Hgg.), Andere Ästhetik. Grund-
lagen - Fragen - Perspektiven, Berlin / Boston 2022 (Andere Ästhetik - Koordinaten 1), S.
3-51.
1 Dieser Beitrag stellt die schriftliche Zusammenfassung meines Vortrags vor der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften am 25.11.2022 dar. Ich danke dem Auditorium für die sehr
anregende und ausführliche Diskussion im Anschluss an den Vortrag. Viele der gezeigten Re-
sultate entstanden in Projekten, die durch die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) ge-
fördertwurden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei der DFG ganz herzlich für die finanzielle
Unterstützung der Arbeiten im Bereich der Tropfendynamik bedanken.
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Und schließlich ist das Verständnis des Ästhetischen im Rahmen der historischen
wie systematischen Ästhetikforschung selbst zu modellieren, so dass das Ästheti-
sche nicht allein als Phänomen der Gestaltung, des Ausdrucks, der Oberflächener-
scheinung gilt, sondern zugleich konstitutiv als Phänomen der sozialen Praxis, der
gesellschaftlichen Verhandlung, der kulturellen Identitätsstiftung.
In wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht muss damit auch eine fachhistori-
sche Rezeptions- und Wertungsgeschichte des Ästhetischen offengelegt werden,
die sich vielfach zu einsinnig an Vorgaben des 18. und 19. Jahrhunderts orientierte.
Der mit diesen Vorgaben verbundene, oft universelle Anspruch ist insofern zu
dekonstruieren, als er zu einer Überschreibung, Marginalisierung oder Abwertung
jeweils ,anderer* 1 * * Vorstellungen des Ästhetischen beigetragen hat bzw. das ,Andere4
durch gezielte Verfahren der Marginalisierung allererst als ,Anderes4 konstituierte.
Damit wird nicht nur das ,Andere4 einer Anderen Ästhetik neu zu beurteilen sein, es
zeichnen sich von hier aus auch allererst die Voraussetzungen dafür ab, tragfähige
Verständigungsebenen in Bezug auf nicht europäische kulturelle Räume sowie in
Hinblick auf die Auseinandersetzungen mit den Debatten der Gegenwart zu er-
öffnen.1
Bernhard Weigand
„Die Wunderwelt der Tropfen"1
Sitzung der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse am 25. November
2022
Tropfen spielen eine sehr wichtige Rolle in vielen Prozessen in Natur und Tech-
nik. Beispiele hierfür sind:
- Prozesse, die in Wolken ablaufen und für die Wettervorhersage von Bedeutung
sind, wie z. B. die Bildung von Eiskristallen in Wolken oder die Entstehung von
Regen und Hagel.
1 VgL die ausführliche Darstellung in: Annette Gerok-Reiter, Jörg Robert: Andere Ästhetik -
Akte und Artefakte in der Vormoderne. Zum Forschungsprogramm des SFB 1391, in: Annette
Gerok-Reiter, Jörg Robert, Matthias Bauer, Anna Pawlak (Hgg.), Andere Ästhetik. Grund-
lagen - Fragen - Perspektiven, Berlin / Boston 2022 (Andere Ästhetik - Koordinaten 1), S.
3-51.
1 Dieser Beitrag stellt die schriftliche Zusammenfassung meines Vortrags vor der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften am 25.11.2022 dar. Ich danke dem Auditorium für die sehr
anregende und ausführliche Diskussion im Anschluss an den Vortrag. Viele der gezeigten Re-
sultate entstanden in Projekten, die durch die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) ge-
fördertwurden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei der DFG ganz herzlich für die finanzielle
Unterstützung der Arbeiten im Bereich der Tropfendynamik bedanken.
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