Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

DOI Kapitel:
A. Das akademische Jahr 2022
DOI Kapitel:
III. Veranstaltungen
DOI Artikel:
Vogt, Heribert: Monika Schnitzer: Die Bedeutung von Wettbewerb für Innovation: Akademievorlesung am 14. November 2022
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0145
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Akademievorlesung

Monika Schnitzer: „Die Bedeutung von Wettbewerb für Innovation"
Akademievorlesung am 14. November 2022
Vor wenigen Tagen übergab die Münchener Ökonomin Monika Schnitzer das
Jahresgutachten der „fünf Wirtschaftsweisen“ an Bundeskanzler Olaf Scholz. Als
erste Frau ist sie Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der ge-
samtwirtschaftlichen Entwicklung. Nun sprach die gebürtige Mannheimerin bei
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften in der Alten Aula über „Die Be-
deutung von Wettbewerb für Innovation“. Und sie schloss ihre Vorlesung mit der
Feststellung, dass Innovation „wirklich wichtig“ ist. Denn in der Gegenwart gehe
es darum, knappe Ressourcen möglichst effizient einzusetzen: „Dann kann es uns
allen besser gehen.“
„Wir leben in einer Zeit bemerkenswerter Technologie“, wie Schnitzer un-
terstrich: Die Leistungsfähigkeit von Computerchips hat sich in den letzten zehn
Jahren um das Achtfache erhöht. Und die Hälfte der Weltbevölkerung hat inzwi-
schen ein Smartphone. Innovation ist die zentrale Triebkraft für steigenden Lebens-
standard, bessere medizinische Versorgung, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und
Wohlstand. Aber nimmt die Geschwindigkeit der Neuerungen nun ab? Offenbar
werden bahnbrechende Innovationen seltener, verringern sich die Zahl der Start-ups
und das Produktiv!tätswachstum. Im Bereich der digitalen Innovation liegt dies auch
an der Entwicklung der Märkte, auf denen die Big Tech-Unternehmen große Rol-
len spielen. Das sind die fünf „Gafam“-Akteure Google, Apple, Facebook, Amazon
und Microsoft, die fast jeder nutzt. Es ist jedoch die Frage, ob sich ihre Dominanz
hinderlich auf Innovationen auswirkt. Diese Unternehmen sind zwar innovativ, aber
geht es noch besser? Darüber denkt zumindest der US-Kartellausschuss nach.
Demnach sind die Big Tech-Unternehmen zu Monopolen geworden, wie es
sie zuletzt in der Ara der Ölbarone und Eisenbahnmagnaten gab. Sie führen zu ver-
minderter Innovation, weniger Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher und zu ge-
schwächter Demokratie. Daher wird die Entflechtung der Global Player empfohlen.
Und die EU hat den Digital Markets Act ratifiziert. Er zielt auf Verhaltensregeln für
die Big Five ab. Dabei geht es um Gatekeeper-Plattformen, die den Zugang zu den
Märkten kontrollieren, etwa in China. Nun müssen die „Torwächter“ Regeln ein-
halten, zum Beispiel gegen Selbstbegünstigung: Sie dürfen eigene Angebote nicht
bevorzugen. Und der US-Kongress hat unter Joe Biden fünf Gesetze mit unter-
schiedlich scharfen Verhaltensregeln, aber auch strukturelle Auflagen wie Entflech-
tungen vorgelegt. Verabschiedet sind diese Gesetze jedoch noch lange nicht.
Monika Schnitzer forscht über Innovationseffekte einer Verhaltensauflage -
etwa der Zwangslizenzierung von Patenten - versus strukturelle Entflechtung,
und zwar anhand der zwei wichtigsten amerikanischen Antitrust-Verfahren des
letzten Jahrhunderts. Sie wurden geführt gegen das Unternehmen AT&T, nach

145
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften