Michele Tertilt
dem verarbeitenden Gewerbe. Frauen mussten wesentlich geringere Beschäfti-
gungsverluste hinnehmen. Normale Wirtschaftskrisen sind Männerkrisen.
Amerikanische Daten von 1962 bis 2014 zeigen, dass die Volatilität der ge-
arbeiteten Stunden von Frauen über den Konjunkturzyklus hinweg nur gut ein
Viertel der Gesamtvolatilität ausmacht (Doepke und Tertilt 2016). Deutschland
ist hier keine Ausnahme. Wie man in Abbildung 1 sieht, variieren die gearbeiteten
Stunden insbesondere von unverheirateten Männern über den Zyklus stärker als
die aller anderen Gruppen. Die zyklische Volatilität der Arbeitszeiten von Frau-
en beträgt in Deutschland 0,62 im Vergleich zu 0,93 im Fall von Männern (siehe
Tabelle 1). Da Männer außerdem insgesamt mehr Stunden arbeiten, geht auf sie
ein Großteil der Gesamtvolatilität zurück: 71 Prozent über die vergangenen zwei
Jahrzehnte hinweg. Ähnliches findet man in den meisten wohlhabenden Län-
dern. Abbildung 2 zeigt die Korrelationen zwischen den zyklischen Komponenten
von relativen Arbeitsstunden und Bruttosozialprodukt über die zurückliegenden
20 Jahre in 28 entwickelten Ländern. In fast allen Ländern ist die Korrelation nega-
tiv und recht groß. Die Ergebnisse sind ähnlich, wenn man Erwerbstätigkeit statt
Arbeitsstunden betrachtet (Alon et al 2022a).
Germany
Married Women Cycle
- Married Men Cycle
-Single Women Cycle
-Single Men Cycle
Abb. 1: Zyklische Komponente gearbeiteter Stunden, nach Geschlecht und Familienstand
Quelle: Alon et al. 2022a, Abb. Al
Dieses Muster ist schon seit längerem bekannt. So wies Goodman (1993) darauf
hin, dass Frauen in Rezessionen weniger häufig ihren Job verlieren als Männer.
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dem verarbeitenden Gewerbe. Frauen mussten wesentlich geringere Beschäfti-
gungsverluste hinnehmen. Normale Wirtschaftskrisen sind Männerkrisen.
Amerikanische Daten von 1962 bis 2014 zeigen, dass die Volatilität der ge-
arbeiteten Stunden von Frauen über den Konjunkturzyklus hinweg nur gut ein
Viertel der Gesamtvolatilität ausmacht (Doepke und Tertilt 2016). Deutschland
ist hier keine Ausnahme. Wie man in Abbildung 1 sieht, variieren die gearbeiteten
Stunden insbesondere von unverheirateten Männern über den Zyklus stärker als
die aller anderen Gruppen. Die zyklische Volatilität der Arbeitszeiten von Frau-
en beträgt in Deutschland 0,62 im Vergleich zu 0,93 im Fall von Männern (siehe
Tabelle 1). Da Männer außerdem insgesamt mehr Stunden arbeiten, geht auf sie
ein Großteil der Gesamtvolatilität zurück: 71 Prozent über die vergangenen zwei
Jahrzehnte hinweg. Ähnliches findet man in den meisten wohlhabenden Län-
dern. Abbildung 2 zeigt die Korrelationen zwischen den zyklischen Komponenten
von relativen Arbeitsstunden und Bruttosozialprodukt über die zurückliegenden
20 Jahre in 28 entwickelten Ländern. In fast allen Ländern ist die Korrelation nega-
tiv und recht groß. Die Ergebnisse sind ähnlich, wenn man Erwerbstätigkeit statt
Arbeitsstunden betrachtet (Alon et al 2022a).
Germany
Married Women Cycle
- Married Men Cycle
-Single Women Cycle
-Single Men Cycle
Abb. 1: Zyklische Komponente gearbeiteter Stunden, nach Geschlecht und Familienstand
Quelle: Alon et al. 2022a, Abb. Al
Dieses Muster ist schon seit längerem bekannt. So wies Goodman (1993) darauf
hin, dass Frauen in Rezessionen weniger häufig ihren Job verlieren als Männer.
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