Humanisten in Glaubenskämpfen
Friedrich Eduard Eichens, Das Zeitalter der Reformation, Radierung von 1867 nach dem gleichnamigen Wand-
gemälde Wilhelm von Kaulbachs. Foto: Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 45210 (Detail)
großer Missbilligung zu betrachten, während Melanchthon gleichsam in ewiger
Jugend dargestellt wird. Kaulbach war der Konflikt mit Reuchlin möglicherweise
so wichtig, dass er sich deswegen für die jugendliche Darstellung Melanchthons
entschieden hat.
Wie kam es aber zu dieser Entfremdung zwischen den beiden Humanisten,
deren Verhältnis zuvor eng und innig war und die nicht nur im deutschen Süd-
westen verwurzelt, sondern beide auch eng mit Heidelberg und seiner Universität
verbunden waren?
Der in der kurpfälzischen Stadt Bretten geborene Melanchthon hatte schon
als junger Schüler die Aufmerksamkeit Reuchlins gefunden, der aus dem nahege-
legenen Pforzheim stammte. Als Melanchthon nach dem fast gleichzeitigen Tod
seines Großvaters und Vaters ab November 1508 die renommierte Pforzheimer
Lateinschule besuchte, wohnte der damals Elfjährige bei Reuchlins Schwester Eli-
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Friedrich Eduard Eichens, Das Zeitalter der Reformation, Radierung von 1867 nach dem gleichnamigen Wand-
gemälde Wilhelm von Kaulbachs. Foto: Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nr. 45210 (Detail)
großer Missbilligung zu betrachten, während Melanchthon gleichsam in ewiger
Jugend dargestellt wird. Kaulbach war der Konflikt mit Reuchlin möglicherweise
so wichtig, dass er sich deswegen für die jugendliche Darstellung Melanchthons
entschieden hat.
Wie kam es aber zu dieser Entfremdung zwischen den beiden Humanisten,
deren Verhältnis zuvor eng und innig war und die nicht nur im deutschen Süd-
westen verwurzelt, sondern beide auch eng mit Heidelberg und seiner Universität
verbunden waren?
Der in der kurpfälzischen Stadt Bretten geborene Melanchthon hatte schon
als junger Schüler die Aufmerksamkeit Reuchlins gefunden, der aus dem nahege-
legenen Pforzheim stammte. Als Melanchthon nach dem fast gleichzeitigen Tod
seines Großvaters und Vaters ab November 1508 die renommierte Pforzheimer
Lateinschule besuchte, wohnte der damals Elfjährige bei Reuchlins Schwester Eli-
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