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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2022 — 2023

DOI Kapitel:
B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Tertilt, Michele: Antrittsrede vom 26. November 2022
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https://doi.org/10.11588/diglit.67410#0201
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Antrittsrede von Michele Tertilt

Michele Tertilt
Antrittsrede vom 26. November 2022

Sehr geehrter Herr Präsident, hebe
Mitglieder der Akademie, hebe Gäste.
Die Aufnahme in die Heidelber-
ger Akademie der Wissenschaften ist
mir eine große Ehre, dafür bin ich Ih-
nen sehr dankbar. Der Tradition, über
meinen wissenschaftlichen Werdegang
zu berichten, komme ich gerne nach.
Geboren wurde ich 1972 in
Münster als erste Tochter von Erich
und Elisabeth Tertilt. Meine Mutter
war Lehrerin und mein Vater promo-
vierter Betriebswirt. Zum Zeitpunkt
meiner Geburt waren allerdings beide
noch Studenten. Bereits als Kind bin
ich daher viel herumgekommen. Im
Alter von zwei Jahren ging es für ein
Jahr in die USA, genau genommen
nach Bloomington, Indiana, weil mein


Vater dort ein Doktorandenstipendium bekommen hatte. Mit vier Jahren zogen
wir nach Eppstein in den Taunus, wo mein Vater seine erste Stelle in der Industrie
antrat. In der zweiten Klasse ging es weiter nach Halle Westfalen, wo ich dann bis
zum Ende der Schulzeit blieb.

Nach dem Abitur ging ich zunächst für sechs Monate als Au-pair nach Spa-
nien. Aus Spanien zurück, schrieb ich mich in Bielefeld für Mathematik ein. Ein
Freund meiner Eltern, Prof. Heinz Isermann, damals BWL-Professor in Bielefeld,
brachte mich dann auf die Idee, Volkswirtschaftslehre zu studieren. Er meinte, in
der VWL könne ich gut mein Interesse an Sprachen, meinen Wunsch die Welt zu
verbessern und meine Begabung für Mathematik kombinieren. Er sollte Recht
bekommen.
In Bielefeld gab es damals ein Austauschprogramm mit Purdue, sodass ich
mich nach nur zwei Jahren Grundstudium, mit 22 Jahren, plötzlich in einem Dok-
torandenprogramm in den USA befand. Das war ein unglaubliches, augenöffnen-
des, aber auch hartes Jahr. Noch nie zuvor hatte ich so viel gearbeitet. Ich studierte
mit Menschen aus aller Welt, mit Doktoranden aus Indien, China, verschiedensten
europäischen Ländern und natürlich aus den USA. Rund um die Uhr arbeiteten
wir zu viert in einem Büro ohne Fenster. Gemeinsam lösten wir Problem-Sets

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