B. Die Mitglieder
Niederschlag in über 800 Publikationen gefunden haben, einerseits Eingang in
die Lehrbücher gefunden haben, andererseits aber auch im gesellschaftlichen Dis-
kurs in besonderer Weise wirksam sind und bleiben. Drei Beispiele dafür: erstens,
seine Pionierarbeiten über die psychischen Folgen der KZ-Internierung, die die
deutsche Psychiatrie im internationalen Diskurs nach dem Krieg wieder zu einem
Gesprächspartner auf Augenhöhe gemacht haben. Zweitens, seine Forschungen
zur Frage des Gewaltpotentials psychisch Kranker, die zu der klaren Aussage führ-
ten, dass von psychisch Kranken als Gruppe keine größere Gefahr ausgeht als von
nicht betroffenen. Und drittens, sein Nachweis von Nachahmereffekten, wenn
Suizide in den Medien gezeigt werden, der unser Umgehen damit fundamental
verbessert und viele Menschenleben gerettet hat. Inhaltlich hatten seine Arbeiten
durchgehend einen Fokus in der Schizophrenieforschung und in der Epidemiolo-
gie psychischer Störungen. Aber auch seine 2008 erschienene Monographie über
Ludwig II. von Bayern mit dem Titel Ein König wird beseitigt erfuhr große Resonanz
in der Öffentlichkeit.
Eine solche Lebensleistung wäre nicht möglich gewesen ohne eine enorme
Schaffenskraft, intellektuelle Tiefe und fachliche Kompetenz. Hinzu kam die kla-
re und oft im Umgang auch sehr spürbare humanistisch ausgerichtete Zielorien-
tierung seines Handelns. Die Begeisterung so vieler Weggefährten, Kollegen und
Schüler für seine Themen gelang aber wesentlich auch, weil Heinz Häfner im
besten Sinne ein politischer Mensch war. In der Öffentlichkeit und im politischen
Leben fühlte er sich durchaus wohl und hat die vielfältige Wertschätzung seines
Lebenswerks in Preisen, Ehrenmitgliedschaften und Ehrendoktorwürden auch
genossen. Ebenso wenig scheute er den Disput und den Dissens, und viele von
uns erinnern sich an Debatten zum Beispiel mit bayerischen Würdenträgern über
Ludwig II. Es ist auch diese Freude am akademischen Dialog, die er in die Heidel-
berger Akademie einbrachte, an der er in besonderer Weise bis zum Ende seines
Lebens aktiv teilnahm und zu der er in vielfältiger Weise, so durch Durchführung
zweier Symposien und Herausgabe dazugehöriger Bücher zum Thema des Al-
terns, beigetragen hat.
Andreas Meyer-Lindenberg
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Niederschlag in über 800 Publikationen gefunden haben, einerseits Eingang in
die Lehrbücher gefunden haben, andererseits aber auch im gesellschaftlichen Dis-
kurs in besonderer Weise wirksam sind und bleiben. Drei Beispiele dafür: erstens,
seine Pionierarbeiten über die psychischen Folgen der KZ-Internierung, die die
deutsche Psychiatrie im internationalen Diskurs nach dem Krieg wieder zu einem
Gesprächspartner auf Augenhöhe gemacht haben. Zweitens, seine Forschungen
zur Frage des Gewaltpotentials psychisch Kranker, die zu der klaren Aussage führ-
ten, dass von psychisch Kranken als Gruppe keine größere Gefahr ausgeht als von
nicht betroffenen. Und drittens, sein Nachweis von Nachahmereffekten, wenn
Suizide in den Medien gezeigt werden, der unser Umgehen damit fundamental
verbessert und viele Menschenleben gerettet hat. Inhaltlich hatten seine Arbeiten
durchgehend einen Fokus in der Schizophrenieforschung und in der Epidemiolo-
gie psychischer Störungen. Aber auch seine 2008 erschienene Monographie über
Ludwig II. von Bayern mit dem Titel Ein König wird beseitigt erfuhr große Resonanz
in der Öffentlichkeit.
Eine solche Lebensleistung wäre nicht möglich gewesen ohne eine enorme
Schaffenskraft, intellektuelle Tiefe und fachliche Kompetenz. Hinzu kam die kla-
re und oft im Umgang auch sehr spürbare humanistisch ausgerichtete Zielorien-
tierung seines Handelns. Die Begeisterung so vieler Weggefährten, Kollegen und
Schüler für seine Themen gelang aber wesentlich auch, weil Heinz Häfner im
besten Sinne ein politischer Mensch war. In der Öffentlichkeit und im politischen
Leben fühlte er sich durchaus wohl und hat die vielfältige Wertschätzung seines
Lebenswerks in Preisen, Ehrenmitgliedschaften und Ehrendoktorwürden auch
genossen. Ebenso wenig scheute er den Disput und den Dissens, und viele von
uns erinnern sich an Debatten zum Beispiel mit bayerischen Würdenträgern über
Ludwig II. Es ist auch diese Freude am akademischen Dialog, die er in die Heidel-
berger Akademie einbrachte, an der er in besonderer Weise bis zum Ende seines
Lebens aktiv teilnahm und zu der er in vielfältiger Weise, so durch Durchführung
zweier Symposien und Herausgabe dazugehöriger Bücher zum Thema des Al-
terns, beigetragen hat.
Andreas Meyer-Lindenberg
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