Festvortrag von Matthias Kind

gemacht. Dies ist keinesfalls nachhaltig. Das Klimaschutzgesetz5 fordert, dass un-
sere Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 gegenüber 1990 um mindestens
65 % und bis zum Jahr 2040 um mindestens 88 % gesenkt werden. 2045 soll Net-
to-Treibhausgasneutralität und nach 2050 sollen negative Treibhausgasemissionen
erreicht sein.
Das Energieflussbild in Abbildung 3 für das Jahr 2021 zeigt, woher Deutsch-
land seine Primärenergie bezieht und wofür sie benötigt wird.6 Man erkennt, dass
etwa drei Viertel unseres Energieaufkommens aus dem Ausland eingeführt werden
und dass nur etwa ein Viertel im Inland gewonnen wird. Deutschland ist, wie viele
andere Staaten auch, in hohem Maße ein Energie-Importland.

Treibhausgasneutralität und Energieautarkie
Unser Akademiemitglied, der Umweltphysiker Ulrich Platt, rechnet beispielhaft
vor, was zu tun wäre, um Netto-Treibhausgasneutralität ohne Energieimporte zu
erreichen.78 Dazu bräuchten wir neben noch weitergehenden Energieeinsparun-
gen und Effizienzsteigerungen vor allen Dingen die möglichst durchgängige Elek-
trifizierung aller Prozesse in Industrie, Verkehr, Haushalten und Gewerbe, Handel
und Dienstleistungen.
Platt rechnet vor, dass wegen der hohen Effizienz von elektrifizierten Prozes-
sen „nur" das Doppelte des heutigen Strombedarfs benötigt werden würde. Zur
Abfederung der bekannten Volatilität der Erneuerbaren sei eine Überkapazität von
weiteren 50 % vorzusehen. Unter dieser Voraussetzung würde der Speicherbedarf
auf eine Energiemenge von nur zwei Tagesbedarfen minimiert. Dieser Speicherbe-
darf könnte durch gespeichertes Biogas und den Einsatz von Gasturbinen gedeckt
werden. Die für die Stromversorgung notwendige installierte Erzeugerleistung

Bestandsentnahme: 2


Primärenergie: 75


Gewerbe, Handel, Dienstleistungen: 8 |

Abb. 3: Energiefluss Deutschland in PJ, 2021 (Daten aus: [6])

33