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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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Florian Steger

Opportunist oder Widerstandkämpfer war, und nicht zuletzt ob Heilmeyer nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges für sich und sein Handeln Konsequenzen
zog.
Ludwig Heilmeyer kam am 6. März 1899 als einziges Kind des Kunsthisto-
rikers und Schriftstellers Alexander Heilmeyer (1872-1940) und dessen Ehefrau
Barbara, geborene Hötzel (1874-1946), in München zur Welt. Er wurde katholisch
getauft. Nach der Volksschule (1905-1909) besuchte er das Königliche Maximi-
liansgymnasium in München (1909-1917) und legte 1917 das Notabitur ab. Am
1. Juni 1917 wurde Heilmeyer einberufen und kam im Oktober 1918 an die Front.
Einen Monat später war der Erste Weltkrieg beendet. Heilmeyer nahm sogleich in
München ein Studium der Humanmedizin auf (1918-1923). In seiner Heidelber-
ger Akademie-Antrittsrede vom 10. Februar 1962 liest man hierzu: „(...) so wuchs
ich an einer der bedeutendsten Fakultäten des damaligen Deutschland mit den
großen Lehrern Conrad Röntgen und Richard Willstätter, Otto Franck, Friedrich
von Müller, Ferdinand Sauerbruch, Meinhard von Pfaundler, Ernst von Romberg
und Emil Kraepelin in die wissenschaftliche Medizin hinein." Am 21. Dezember
1923 legte er die ärztliche Staatsprüfung ab, am 27. Januar 1925 wurde er appro-
biert und arbeitete bis zum 30. September 1926 als Volontärassistent an der I. Me-
dizinischen Klinik in München, die von Prof. Dr. Ernst von Romberg (1865-1933)
geleitet wurde. Dort verfasste er seine Dissertation über die extrakardiale Digita-
liswirkung und wurde am 23. Februar 1925 in München mit „summa cum laude"
promoviert. Und auch hier lohnt ein Blick in seine Antrittsrede vom 10. Februar
1962: „Wenn auch die wissenschaftlichen Arbeiten meiner heutigen Doktoranden
und Assistenten meist besser sind als meine Erstlingswerke, so waren wir doch
damals vielleicht in Einem voraus: Im Besessensein von der Forschungsaufgabe,
die uns Tage und Nächte im Laboratorium zubringen ließ, und im konsequenten
gedanklichen Weiterbohren an einer, zunächst oft wenig sagenden Beobachtung.
Dazu gehören auch schlaflose Nächte, die oft die besten Gedanken bescheren."
Im Oktober 1926 verließ Ludwig Heilmeyer München und folgte als Assis-
tenzarzt seinem Doktorvater Prof. Dr. Wolfgang Veil (1884-1946), der einen Ruf
der Universität Jena angenommen hatte. Im Jahr 1927 wurde Heilmeyer in Jena
zum Thema „Harnfarbe in der physiologischen und pathologischen Bedeutung"
habilitiert. In diesem Zusammenhang bemerkt Heilmeyer über die Bedeutung
seiner Forschungsergebnisse, konkret eines „Nebenprodukts" der Habilitations-
schrift, für die Zeiss-Werke in der Antrittsrede vom 10. Februar 1962: „Es wurde
bei mir angefragt, ob ich in eine leitende Stelle des Zeiss-Werkes eintreten wolle.
Ich zog es vor, Assistenzarzt und Dozent der Medizin zu bleiben." So arbeitete
er ab 1928 als Privatdozent und heiratete im gleichen Jahr Emma Maria Rudolph
(1894-1946), die evangelisch getauft war und aus einer Professorenfamilie stamm-
te. Am 1. Januar 1933 wurde Ludwig Heilmeyer Oberarzt der Klinik für Innere
Medizin in Jena.

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