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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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III. Veranstaltungen

eine magistrale Dimension im Werk und Wirken von Albrecht Dihle darstellte.
Damit aber nicht genug: Wer nur einigermaßen das entsprechende Forschungs-
feld überschaut, wird mir vermutlich zustimmen, dass Albrecht Dihle schon auf-
grund seiner stupenden Belesenheit und seines eigenen sehr weiten Interesses an
unterschiedlichsten antiken Textsorten wie philologisch-historischen Problemen
mindestens im deutschen Sprachraum der bedeutendste Forscher im Feld „An-
tike und Christentum" in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war
- vor allem deswegen, weil er im Unterschied zu den allermeisten Theologen die
klassische Literatur kannte und im Unterschied zu den allermeisten klassischen
Philologen die kaiserzeitliche, spätantike und byzantinische christliche Literatur.
Der Ausdruck „Antike und Christentum" beschreibt Albrecht Dihle in einem ganz
umfassenden Sinne.
Antike und Christentum - diese Dimension seines CEuvres, aber auch seines
Wirkens möchte ich im Folgenden inhaltlich wenigstens in groben Zügen nach-
zeichnen: Zunächst möchte ich nach biographischen Wurzeln und Kontexten die-
ser Dimension im CEuvre von Dihle fragen (1) und anschließend untersuchen, wie
sich Dihles Beiträge zu dem von Schöllgen angesprochenen Bonner Forschungs-
programm „Antike und Christentum" verhalten (2). Im letzten Abschnitt, der sich
an diesen Hauptabschnitt zu den Veröffentlichungen und ihren Hintergründen
anschließt, möchte ich diskutieren, wie wir in Zukunft bei der Erforschung des
antiken Christentums mit diesem reichen CEuvre umgehen sollten (3).
(1) „Antike und Christentum" im Werk und Wirken von Albrecht Dihle - einige
biographische Dimensionen
Ob es Albrecht Dihle recht gewesen wäre, wenn man seine lebenslange Beschäfti-
gung mit dem antiken Christentum in Verbindung gebracht hätte mit dem Beruf
des Vaters, der als Verwaltungsjurist seit 1913 nicht nur als Präsident der Walde-
ckischen Domänenkammer, sondern auch dem Konsistorium der Evangelischen
Kirche von Waldeck-Pyrmont vorstand, dessen Präsident er auch nach 1921 blieb
und der sich nach 1933 als aufrechter konservativer Protestant der Übernahme
der Landeskirche durch die Deutschen Christen bis zu seiner Zwangspensionie-
rung widersetzte? Ob es Dihle gern gesehen hätte, wenn man den Titel seiner
Festschrift zum 70. Geburtstag im Jahre 1993 („Philanthropia kai eusebeia") - die
eigentlich auf eine geradezu klassische Düsseldorfer Akademieabhandlung des
Jahres 1967 anspielte2 - auf ihn selbst angewendet hätte? Ich bin mir nicht si-
cher, ob er, den ganz erkennbar christliche Gottes- wie Nächstenliebe und Fröm-

2 Philanthropia kai eusebeia. Festschrift für Albrecht Dihle zum 70. Geburtstag, hg. v. Glenn
W. Most, Hubert Petersmann und Adolf Martin Ritter, Göttingen 1993 und Albrecht Dihle,
Der Kanon der zwei Tugenden, Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-
Westfalen. Geisteswissenschaften. Heft 144, Köln und Opladen 1968.

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