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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

inter- und transdisziplinären Gesichtspunkten. Die Klausurtagung ermöglichte
viele inspirierende Gespräche in einer abgeschiedenen und landschaftlich reizvol-
len Umgebung, auch auf einem Spaziergang durch das Donautal.
In der Sitzung am 22. Juli hielt Hanjo Hamann einen Vortrag über „Die Zu-
kunft von Peer Review", basierend auf seinen Auswertungen der von ihm durch-
geführten Umfrage unter den Mitgliedern des Akademie-Kollegs zu Erfahrungen
mit dem Peer Review-Verfahren. Der Vortrag nahm drei Hauptaspekte in den
Blick: Methodik der Umfrage, Begrifflichkeiten und Fairness des Peer Review-
Prozesses. Bei der Methodik wurden Verbesserungsvorschläge diskutiert, wie die
Verkürzung der Umfrage, differenziertere Fragestellungen und die Berücksich-
tigung der gefühlten Anständigkeit des Prozesses. Es wurde auch vorgeschlagen,
verschiedene Vergütungsformen für Gutachten sowie die eigenen Erfahrungen
beim Verfassen von Gutachten zu berücksichtigen. In Bezug auf Begrifflichkeiten
wurden Unklarheiten benannt, wie die Definition eines begutachteten Beitrags,
die Unterscheidung zwischen blindem und offenem Peer Review und die Rolle
von post-publication peer reviews. Bezüglich der Fairness des Peer Review-Prozesses
wurden Ideen diskutiert, wie die Nennung der Namen der Gutachterinnen und
Gutachter und die Einführung von Triple-Blind-Prozessen, um Abhängigkeiten
zu reduzieren und Fairness zu erhöhen. Es wurden auch Herausforderungen auf-
gezeigt, die mit diesen Änderungen einhergehen könnten. Abschließend wurde
festgehalten, dass das Begutachtungsverfahren als sinnvoll erachtet wird, solange
es fair gestaltet ist. Aus dem Vortrag und der Diskussion ging die Idee hervor, ein
Projekt zum Thema Peer Review zu initiieren, das sich insbesondere mit Fairness-
Fragen befasst.
In der Sitzung am 14. Oktober besprach Diederik Kruijssen in seinem Vortrag
mit dem Titel „Reconstructing the assembly histoiy of the Milky Way using AI"
die Entstehungsgeschichte und den Stammbaum der Milchstraße. Zuerst erläu-
terte er die allgemeine Entstehung von Galaxien, unterstützt durch Simulationen,
die den Einfluss der Gravitation auf Gaswolken und Massenverteilungen zeigten.
Diese Simulationen veranschaulichten die Entstehung von Galaxien, die Bildung
von Filamenten und die Häufigkeit von Fusionen, bei denen Galaxien kollidieren
und größere Galaxien bilden. Der Vortragende zeigte anhand von Teleskopaufnah-
men, wie Kugelsternhaufen außerhalb der Galaxienscheibe wichtige Einblicke in
die Formation und Entwicklung von Galaxien bieten. Er erklärte, dass die Hel-
ligkeit und Farbe dieser Haufen Rückschlüsse auf ihre Größe, Lebensdauer und
Alter erlauben, wobei die meisten Kugelsternhaufen in der Milchstraße zehn bis
zwölf Milliarden Jahre alt sind. Durch Simulationen stellte er Kollapse von Gas-
wolken und die Formation von Galaxien und Kugelsternhaufen vor und erklär-
te, wie die chemische Zusammensetzung der Haufen Aufschluss über die Größe
der Ursprungsgalaxie gibt. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und neuronalen
Netzwerken bestimmte er die Eigenschaften von Vorläufergalaxien, insbesondere

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