Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

Zitierlink: 
https://digi.hadw-bw.de/view/jbhadw2023/0419
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bericht der Sprecher des Akademie-Kollegs

Bericht der Sprecher des Akademie-Kollegs
Im Jahr 2023 fanden vier reguläre Sitzungen des Akademie-Kollegs sowie eine
Klausurtagung statt.
In der Sitzung am 21. Januar referierte Joachim Haß zum Thema „Zeitwahr-
nehmung", einem Forschungsgebiet, das er seit seiner Promotionszeit verfolgt. Er
betonte das Fehlen einer vorherrschenden wissenschaftlichen Theorie über Zeit-
wahrnehmung und definierte Kernaspekte wie zeitliche Vorhersage, Zeitschät-
zung, Produktion und Verarbeitung zeitlicher Sequenzen. Nach einer kritischen
Betrachtung von vier gängigen Modellen führte er sein „Netzwerkmodell" ein.
In der Diskussion stellte Katharina Jacob (als eingeladener Gast aus dem WIN-
Kolleg) Fragen zur Unterscheidung zwischen Rezeption und Produktion in Zeit-
intervallexperimenten und bezog sich aufErnst Cassirers Theorien über Tiere und
Menschen. Darauf erklärte der Referent, seine Forschung konzentriere sich auf
Menschen, sei aber offen für tierbezogene Studien. Weitere Diskussionsthemen
umfassten den Zusammenhang von Raum- und Zeitwahrnehmung, wobei me-
thodische Grenzen in der Forschung aufgezeigt wurden. Georg Wolff (als eingela-
dener Gast der Geschäftsstelle) und Franz-Benjamin Mocnik brachten zusätzliche
Aspekte wie Geschwindigkeitswahrnehmung und die Bedeutung von Ortszellen
ein. Mocnik interessierte sich für den Einfluss motorischer Fähigkeiten auf Zeit-
wahrnehmungsexperimente. Auf Nachfrage der Sprecher erörterte Jacob ihre lin-
guistische Forschung zur Zeitwahrnehmung, welche zeitliche Ausdrücke in der
Sprache fokussiert. Zur Identifikation verschiedener Zeitwahrnehmungstypen in
Texten verwendet sie maschinelles Lernen und qualitative Analysen. Leonie Bos-
sert brachte die kulturelle Dimension in Jacobs Forschung zur Sprache, woraufhin
Jacob ihre vielfältigen Untersuchungen und Schwerpunkte hervorhob.
Vom 19. bis 21. Mai traf sich das Akademie-Kolleg zu seiner zweiten Klausur-
tagung, diesmal im Kloster Beuron. Acht Mitglieder des Akademie-Kollegs aus der
sechsten und siebten WIN-Kohorte sowie mehrere Preisträgerinnen und Preis-
träger befassten sich mit dem Thema „Leben": Enno Giese, Mark Grundeken,
Joachim Haß, Diederik Kruijssen, Daniela Mier, Franz-Benjamin Mocnik, Anna
Novokhatko und Karoline Reinhardt. Das Treffen begann mit einer Darstellung
der persönlichen und wissenschaftlichen Zugänge aller Teilnehmenden zum The-
ma der Tagung. Daraus kristallisierten sich zwei Hauptfragestellungen: (i) Wie und
unter welchen Umständen entsteht Leben? (ii) Wie soll man leben? Diese Fragen
wurden in Kleingruppen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen vertieft.
Hierbei ergaben sich verbindende Unterfragen: Wie beeinflussen unsere Ideen die
Vorstellungen davon, wie Leben entstanden ist, wie wir leben sollen? Inwiefern
sind unsere Vorstellungen über Leben und Lebensweisen kulturgeschichtlich ge-
bunden? Impulsvorträge über astrophysikalische und ethische Perspektiven von
Diederik Kruijssen und Karoline Reinhardt führten zu regen Diskussionen unter

419
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften