Metadaten

Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

DOI Artikel:
Militzer, Klaus: Der Aufbau von Landesherrschaften durch Ritterorden, besonders durch den Deutschen Orden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0313
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
312 | Klaus Militzer
des Baltikums. ²⁶ Dazu kam ein steter Kampf gegen die heidnischen Litauer. ²⁷ Diese
Kämpfe an unterschiedlichen Grenzen hatten während des 13. Jahrhunderts zur
Folge, dass die Fronten Nachschub an Material, Pferden und vor allem Männern
brauchten. Die reichen Kommenden im Abendland dienten als Etappe, deren Aufgabe
darin bestand, die an der Front tätigen Brüder mit Geld, Material und Männern
zu unterstützen.
Nach dem Fall von Akkon 1291 verlor zumindest der Deutsche Orden allmählich
sein Interesse an Palästina, obwohl gerade die Heiligen Stätten eine lang
dauernde Faszination ausübten, auch im Deutschen Orden, bis der Gedanke des
Baltikums und des Ordens als Schild der Christenheit eine deutlich größere Relevanz
erhielt und die Faszination Palästinas im Laufe des 14. Jahrhunderts in den
Hintergrund drängte. ²⁸
Nun haben die Ritterorden, wie nicht anders zu erwarten, Herrschaften in Palästina
aufgebaut, ²⁹ die aber nicht die Dauer erreichen sollten, wie etwa der Herrschaft
des Deutschen Ordens in Preußen oder auch in Livland. ³⁰ In Preußen konnte
der Orden nach der Niederschlagung des letzten Aufstands der Prussen während
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Landesherrschaft aufbauen, die sich
von der in anderen Teilen der Welt unterschieden hat. ³¹ Der eigentliche Herr war
die Ordenskorporation. Der Meister von Preußen konnte nicht ohne Rat seiner
Mitbrüder entscheiden. Allerdings war es eine Frage der Verteilung der Machtverhältnisse,
welche Brüder er zu seinen Ratgebern herangezogen hat, welche Brüder
er in höhere Ämter gelangen ließ und welche nicht. Die Brüder in höheren Ämtern
26 Militzer, Von Akkon (wie Anm. 3), S. 336ff.; Militzer, Die Übersiedlung (wie Anm. 16), S. 51 ff.
27 Werner Paravicini, Die Preußenreisen des europäischen Adels, 2 Bde. (Beihefte der Francia 17), Sigmaringen
1989 –1995; vgl. auch Manfred Hellmann, Das Großfürstentum Litauen, in: Handbuch der
europäischen Geschichte, Bd. 2: Europa im Hoch- und Spätmittelalter, hg. von Ferdinand Seibt/Udo
Arnold, Stuttgart 1987, S. 1080 –1102, hier S. 1084 ff.
28 Klaus Militzer, Der Deutsche Orden in seinen Balleien, in: Der Deutsche Orden in Europa, hg. von der
Gesellschaft für Staufische Geschichte e.V. (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst 23), Göppingen
2004, S. 49 – 65, hier S. 60 f.; Klaus Militzer, Auswirkungen der Schlacht bei Tannenberg auf den
Deutschen Orden, in: Žalgirio laikų Lietuva ir jos kaimynai, hg. von Vakarų Lietuvos ir Pru sijos Istorijos
Centras (Acta historica universitatis Klaidedensis 1), Vilnius 1993, S. 94 –112, hier S. 96 ff.
29 Forstreuter, Der Deutsche Orden (wie Anm. 16), S. 37 ff.; Shlomo Lotan, Empowering and Struggling
in an Era of Uncertainty and Crisis – The Teutonic Military Order in the Latin East, 1250 –1291, in:
Die Ritterorden in Umbruchs- und Krisenzeiten, hg. von Roman Czaja (Ordines Militares – Colloquia
Torunensia Historica 16), Toruń 2011, S. 19 –28, mit weiterer Literatur. Vgl. auch Demurger, Die Ritter
(wie Anm. 2), S. 182ff.; Riley-Smith, The Knights (wie Anm. 2), S. 451 ff. Für Templer und Johanniter
auch: The Atlas of the Crusades, hg. von Jonathan Riley-Smith, London 1991, S. 53, 99, 102.
30 Sylvain Gouguenheim, Ordensstaat, in: Prier et Combattre. Dictionnaire européen des ordres militaires
au Moyen Âge, hg. von Nicole Bériou/Philippe Josserand, Paris 2009, S. 662 ff.
31 Reinhard Wenskus, Das Ordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts, in: Der Deutsche
Territorialstaat im 14. Jahrhundert, 2 Bde., hg. von Hans Patze (Vorträge und Forschungen/ Konstanzer
Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte 13), Sigmaringen 1970, Bd. 1, S. 347–382, hier S. 348 ff.; vgl.
auch Militzer, Von Akkon (wie Anm. 3), S. 351 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften