28
Einleitung
gewiesen, dass die Cauliten zwar wie die Kartäuser in Zellen (mit Garten) lebten,
sich darüber aber (wie bei den Grandmontensern) ein gemeinsames Dormitorium
für Mönche und Konversen befand.23
Dieser caulitische Weg mag tatsächlich eine Reaktion auf die im frühen 13. Jahr-
hundert bereits kaum mehr selbst werktätigen Zisterziensermönche gewesen sein,
die ihre Konversen auf den bekannten großen Wirtschaftshöfen (Grangien) arbei-
ten ließen.24 So hatte Papst Alexander III. (f 1181) dem Zisterzienserorden schon
1169 nicht zu Unrecht vorgeworfen, er missachte häufig seine ursprünglichen Ge-
setze und hätte viel Besitz, während die caritas verkümmere. Ab 1188 behielten
die Zisterzienser den Mönchsstand unterdessen ganz den Adligen vor.25 Die an-
fangs noch hoch gelobten niedrigen Dienste in Wald und Feld durch die Mönche,
welche die Arbeit als Askese wieder neu im Religiosentum verankert hatten, ge-
bührten nun wieder denen, deren „abgestammtes Los" derlei Tun sei - den niede-
ren Schichten, die sich im zisterziensischen Konverseninstitut sammelten.26
Bis zum Jahr 1223/1224, der Zeit, in der Jacques de Vitry schreibt, hatte sich
jedenfalls um das Kloster in Val-des-Choux als Mutterhaus bereits ein Verband
entwickelt, der es dank seiner Filiationen (inklusive des Mutterhauses) bereits auf
zehn Niederlassungen brachte (in den Bistümern Lüttich, Autun, Langres, Au-
xerre und Troyes).27
Und doch dürfte es auch eine Zeit innerklösterlicher Turbulenzen gewesen zu
sein, in der allem Anschein nach Einiges auf der Kippe stand. Guido, die charis-
matische Gründungsfigur der ersten Stunde war offenkundig nicht mehr am Le-
ben. Stattdessen begegnet in den Quellen seit 1210/1215 und bis 1243 ein gewisser
Humbert28, ein Mann der zweiten Stunde, der die Cauliten auf einen neuen Weg
23 Vgl. dazu u.a. Mignard, Histoire des principales fondations religieuses, S. 414; Hutchinson,
The Hermit Monks of Grandmont, S. 78; Dies., The Hermit Monks of Grandmont, S. 338-339
und Adamo, New Monks in Old Habits, S. 180 und 193. Zu den Konversen in Val-des-Choux
siehe Adamo, The conversi of the Val-des-Choux.
24 Vgl. dazu u.a. Adamo, New Monks in Old Habits, S. 41, 92 und explizit Dens., Secundum
morem Cisterciensium, S. 206-209.
25 Siehe dazu Felten, Arbeit, Armut und Askese, S. 78.
26 In dieser Hinsicht gingen die Zisterzienser selbst den Cluniazensern voran. Zur sors ingenina
der unfreien Hintersassen und zum heiligen Dienst am Altar, dem Diadem der Mönche, siehe
Schreiner, Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen, S. 35-41; Dens., Brot und Müh-
sal, S. 137; Felten, Arbeit, Armut und Askese, S. 70 oder Sonntag, Klosterleben im Spiegel des
Zeichenhaften, S. 36-37 und S. 283. Zu diesem Phänomen der Konversen der Zisterzienser vgl.
generell Bouchard, Holy Entrepreneurs.
27 Siehe dazu die Filiationsübersicht, unten, S. 35.
28 Ein Humbert taucht in zwei Urkunden auf, eine (Schenkungsübertagung an die Mönche von
Einleitung
gewiesen, dass die Cauliten zwar wie die Kartäuser in Zellen (mit Garten) lebten,
sich darüber aber (wie bei den Grandmontensern) ein gemeinsames Dormitorium
für Mönche und Konversen befand.23
Dieser caulitische Weg mag tatsächlich eine Reaktion auf die im frühen 13. Jahr-
hundert bereits kaum mehr selbst werktätigen Zisterziensermönche gewesen sein,
die ihre Konversen auf den bekannten großen Wirtschaftshöfen (Grangien) arbei-
ten ließen.24 So hatte Papst Alexander III. (f 1181) dem Zisterzienserorden schon
1169 nicht zu Unrecht vorgeworfen, er missachte häufig seine ursprünglichen Ge-
setze und hätte viel Besitz, während die caritas verkümmere. Ab 1188 behielten
die Zisterzienser den Mönchsstand unterdessen ganz den Adligen vor.25 Die an-
fangs noch hoch gelobten niedrigen Dienste in Wald und Feld durch die Mönche,
welche die Arbeit als Askese wieder neu im Religiosentum verankert hatten, ge-
bührten nun wieder denen, deren „abgestammtes Los" derlei Tun sei - den niede-
ren Schichten, die sich im zisterziensischen Konverseninstitut sammelten.26
Bis zum Jahr 1223/1224, der Zeit, in der Jacques de Vitry schreibt, hatte sich
jedenfalls um das Kloster in Val-des-Choux als Mutterhaus bereits ein Verband
entwickelt, der es dank seiner Filiationen (inklusive des Mutterhauses) bereits auf
zehn Niederlassungen brachte (in den Bistümern Lüttich, Autun, Langres, Au-
xerre und Troyes).27
Und doch dürfte es auch eine Zeit innerklösterlicher Turbulenzen gewesen zu
sein, in der allem Anschein nach Einiges auf der Kippe stand. Guido, die charis-
matische Gründungsfigur der ersten Stunde war offenkundig nicht mehr am Le-
ben. Stattdessen begegnet in den Quellen seit 1210/1215 und bis 1243 ein gewisser
Humbert28, ein Mann der zweiten Stunde, der die Cauliten auf einen neuen Weg
23 Vgl. dazu u.a. Mignard, Histoire des principales fondations religieuses, S. 414; Hutchinson,
The Hermit Monks of Grandmont, S. 78; Dies., The Hermit Monks of Grandmont, S. 338-339
und Adamo, New Monks in Old Habits, S. 180 und 193. Zu den Konversen in Val-des-Choux
siehe Adamo, The conversi of the Val-des-Choux.
24 Vgl. dazu u.a. Adamo, New Monks in Old Habits, S. 41, 92 und explizit Dens., Secundum
morem Cisterciensium, S. 206-209.
25 Siehe dazu Felten, Arbeit, Armut und Askese, S. 78.
26 In dieser Hinsicht gingen die Zisterzienser selbst den Cluniazensern voran. Zur sors ingenina
der unfreien Hintersassen und zum heiligen Dienst am Altar, dem Diadem der Mönche, siehe
Schreiner, Sozial- und standesgeschichtliche Untersuchungen, S. 35-41; Dens., Brot und Müh-
sal, S. 137; Felten, Arbeit, Armut und Askese, S. 70 oder Sonntag, Klosterleben im Spiegel des
Zeichenhaften, S. 36-37 und S. 283. Zu diesem Phänomen der Konversen der Zisterzienser vgl.
generell Bouchard, Holy Entrepreneurs.
27 Siehe dazu die Filiationsübersicht, unten, S. 35.
28 Ein Humbert taucht in zwei Urkunden auf, eine (Schenkungsübertagung an die Mönche von