Einleitung
1. Die Verfasserfrage
Die Vita des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen kann als eine der bedeutendsten
Quellen zu den Herrschaftsidealen und der Herrschaftspraxis eines
staufischen Reichsbischofs gelten ¹ . Als eine der wenigen überlieferten Quellen
beleuchtet sie auch die Geschichte des Mainzer Erzbistums und der Stadt Mainz
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bereits kurz nach ihrer Entdeckung
durch Johann Friedrich Böhmer fand die Vita das Interesse der Forschung ² . Die
von Theodor Ilgen aufgeworfene Frage nach der Echtheit der Vita und seine
These einer Fälschung des Werks im 17. Jahrhundert wurde durch Amandus
G’sell widerlegt ³ . Offen blieb jedoch lange Jahre die Frage nach dem Verfasser des
Werks, der sich selbst in der Vita nicht nennt. In den letzten Jahrzehnten gab es
einige Versuche, ihn zu identifizieren.
Der Verfasser muss entweder selbst im engsten Umfeld Arnolds gewirkt oder
mit diesem Umfeld in engem Kontakt gestanden haben. Nur so lassen sich die
Mengen an Einzelheiten erklären, die einen guten Teil des Wertes der Vita ausmachen:
Informationen zur Person und Politik Arnolds, zum erzbischöflichen
Hof und seinen Personen. Aber auch die sonstige Detailfülle der Vita ist beachtlich
und lässt auf eine langjährige Tätigkeit des Verfassers im Umfeld Arnolds
schließen: Sein unmittelbarer Wirkungskreis war wohl Mainz und Umgebung,
hier erreicht die Liebe zu Einzelheiten und zu recht genauen landschaftlichen
Beschreibungen, etwa des Jakobsklosters in Mainz ⁴ , ein hohes Niveau. Der restliche
Bereich der Erzdiözese wird hingegen eher beiläufig erwähnt, etwa die Lage
erzbischöflicher Burgen oder des Rheinübergangs bei Bingen ⁵ . Die Erzählungen
der Alpenüberquerung und der Seereise Arnolds sind deutlich durch Stilisierungen
geprägt, hingegen sind die Schilderungen der durch das kaiserliche Heer in
1 Vgl. zur Vita Nohlmanns, Vita Arnoldi; Ilgen, Kritische Beiträge und die Entgegnung bei
G’sell, Die Vita. Vgl. auch die grundlegenden Informationen in Wattenbach/Schmale,
Deutschlands Geschichtsquellen 1, S. 136–138 und Weinfurter, Gernot von St. Stephan. Vgl.
zu den dort geschilderten Ereignissen Görich, Die Ehre des Erzbischofs; Weinfurter, Konflikt
und Konfliktlösung und Weinfurter, Der Mainzer Erzbischof. Vgl. zu Arnold selbst Baumbach,
Arnold von Selenhofen; Gerlich, Arnold von Selenhofen.
2 Vgl. zu dieser frühen Rezeption G’sell, Vita I, S. 29f.
3 Ilgen, Kritische Beiträge; G’sell, Die Vita.
4 Vita c. 67.
5 Vita c. 65.
1. Die Verfasserfrage
Die Vita des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen kann als eine der bedeutendsten
Quellen zu den Herrschaftsidealen und der Herrschaftspraxis eines
staufischen Reichsbischofs gelten ¹ . Als eine der wenigen überlieferten Quellen
beleuchtet sie auch die Geschichte des Mainzer Erzbistums und der Stadt Mainz
in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Bereits kurz nach ihrer Entdeckung
durch Johann Friedrich Böhmer fand die Vita das Interesse der Forschung ² . Die
von Theodor Ilgen aufgeworfene Frage nach der Echtheit der Vita und seine
These einer Fälschung des Werks im 17. Jahrhundert wurde durch Amandus
G’sell widerlegt ³ . Offen blieb jedoch lange Jahre die Frage nach dem Verfasser des
Werks, der sich selbst in der Vita nicht nennt. In den letzten Jahrzehnten gab es
einige Versuche, ihn zu identifizieren.
Der Verfasser muss entweder selbst im engsten Umfeld Arnolds gewirkt oder
mit diesem Umfeld in engem Kontakt gestanden haben. Nur so lassen sich die
Mengen an Einzelheiten erklären, die einen guten Teil des Wertes der Vita ausmachen:
Informationen zur Person und Politik Arnolds, zum erzbischöflichen
Hof und seinen Personen. Aber auch die sonstige Detailfülle der Vita ist beachtlich
und lässt auf eine langjährige Tätigkeit des Verfassers im Umfeld Arnolds
schließen: Sein unmittelbarer Wirkungskreis war wohl Mainz und Umgebung,
hier erreicht die Liebe zu Einzelheiten und zu recht genauen landschaftlichen
Beschreibungen, etwa des Jakobsklosters in Mainz ⁴ , ein hohes Niveau. Der restliche
Bereich der Erzdiözese wird hingegen eher beiläufig erwähnt, etwa die Lage
erzbischöflicher Burgen oder des Rheinübergangs bei Bingen ⁵ . Die Erzählungen
der Alpenüberquerung und der Seereise Arnolds sind deutlich durch Stilisierungen
geprägt, hingegen sind die Schilderungen der durch das kaiserliche Heer in
1 Vgl. zur Vita Nohlmanns, Vita Arnoldi; Ilgen, Kritische Beiträge und die Entgegnung bei
G’sell, Die Vita. Vgl. auch die grundlegenden Informationen in Wattenbach/Schmale,
Deutschlands Geschichtsquellen 1, S. 136–138 und Weinfurter, Gernot von St. Stephan. Vgl.
zu den dort geschilderten Ereignissen Görich, Die Ehre des Erzbischofs; Weinfurter, Konflikt
und Konfliktlösung und Weinfurter, Der Mainzer Erzbischof. Vgl. zu Arnold selbst Baumbach,
Arnold von Selenhofen; Gerlich, Arnold von Selenhofen.
2 Vgl. zu dieser frühen Rezeption G’sell, Vita I, S. 29f.
3 Ilgen, Kritische Beiträge; G’sell, Die Vita.
4 Vita c. 67.
5 Vita c. 65.