24 Einleitung
liegt oft ein Hyperbaton vor ¹²³ . Gerne gebraucht der Verfasser die am Mittelrhein
zu dieser Zeit – etwa im Officium des heiligen Willigis oder bei Hildegard
von Bingen – gepflegten Alliterationen ¹²⁴ , auch in Verbindung mit anderen Stilmitteln
¹²⁵ und Reimprosa ¹²⁶ .
Der Verfasser verfügte über die geistigen und materiellen Möglichkeiten zur
Zitation aus Sallust, Ovid, Vergil, Horaz und den Kirchenvätern ¹²⁷ . Genretypisch
ist der liturgisch-biblische „Hintergrundstil“, der gleich einem Goldgrund
das Geschehen „umschimmert“ ¹²⁸ . Die Vita ist durch ausführliche Zitationen
aus der Bibel geprägt, die meist in die Form direkter, predigtartiger
Ansprachen Arnolds gekleidet werden. Diese Ansprachen nehmen im zweiten
Teil der Vita dann die Form längerer Gebete Arnolds an, sakralisieren und
überhöhen das Geschehen zusehends zum Heilsgeschehen. Arnold gleicht sich in
seiner vom Verfasser geschilderten Angst, seinem Gottvertrauen, seiner Verlassenheit
und seinen Qualen Christus an. Dies entspricht der Grundkonzeption
der Vita, die ganz auf das Martyrium Arnolds hin ausgerichtet ist. Diese Ausrichtung
wird durch das Stilmittel sich verlangsamender Erzählzeit gestützt:
Die Erzählzeit dehnt sich mit fortschreitender Handlung bis zum Stillstand im
Augenblick des Martyriums, dann beschleunigt sie wieder bis zur Schilderung
der Beisetzung Arnolds.
6. Quellenwert
Personen
Zweifellos gibt die Vita tiefe Einblicke in Raum und Zeit des Wirkens Arnolds
von Selenhofen. Sie „bietet uns Zugang zu einer ganz bestimmten bischöflichen
Amtsauffassung und Amtsführung, zu Rechtsvorstellungen und zu einem religiösen
Programm, wie wir dies in so dichter Form nicht leicht in einer anderen
123 Vgl. summa cum celeritate; magno cum gemitu; media per viscera; alia per orbis climata; hac in
vertigine rerum.
124 G’sell, Vita II, S. 321f.
125 Vgl. die Verbindungen mit den figurae etymologicae ut vir virtutum omnium gnarus oder cepissent
captivassentque oder precibus precatibus oder dem Oxymoron occisum occiderunt sowie
dem Homoioteleuton magnificencia munificencia.
126 G’sell, Vita II, S. 322f.
127 Ebd., S. 323–325.
128 Ebd., S. 325–334 und insbesondere S. 331: „Die Bibelverse werden in den seltensten Fällen
eigentlich zitiert […] In freier Weise werden Schrifttexte in die Erzählung verwoben. Der Verfasser
benutzt die Schriftworte, um s e i n e Gedanken auszudrücken“.
liegt oft ein Hyperbaton vor ¹²³ . Gerne gebraucht der Verfasser die am Mittelrhein
zu dieser Zeit – etwa im Officium des heiligen Willigis oder bei Hildegard
von Bingen – gepflegten Alliterationen ¹²⁴ , auch in Verbindung mit anderen Stilmitteln
¹²⁵ und Reimprosa ¹²⁶ .
Der Verfasser verfügte über die geistigen und materiellen Möglichkeiten zur
Zitation aus Sallust, Ovid, Vergil, Horaz und den Kirchenvätern ¹²⁷ . Genretypisch
ist der liturgisch-biblische „Hintergrundstil“, der gleich einem Goldgrund
das Geschehen „umschimmert“ ¹²⁸ . Die Vita ist durch ausführliche Zitationen
aus der Bibel geprägt, die meist in die Form direkter, predigtartiger
Ansprachen Arnolds gekleidet werden. Diese Ansprachen nehmen im zweiten
Teil der Vita dann die Form längerer Gebete Arnolds an, sakralisieren und
überhöhen das Geschehen zusehends zum Heilsgeschehen. Arnold gleicht sich in
seiner vom Verfasser geschilderten Angst, seinem Gottvertrauen, seiner Verlassenheit
und seinen Qualen Christus an. Dies entspricht der Grundkonzeption
der Vita, die ganz auf das Martyrium Arnolds hin ausgerichtet ist. Diese Ausrichtung
wird durch das Stilmittel sich verlangsamender Erzählzeit gestützt:
Die Erzählzeit dehnt sich mit fortschreitender Handlung bis zum Stillstand im
Augenblick des Martyriums, dann beschleunigt sie wieder bis zur Schilderung
der Beisetzung Arnolds.
6. Quellenwert
Personen
Zweifellos gibt die Vita tiefe Einblicke in Raum und Zeit des Wirkens Arnolds
von Selenhofen. Sie „bietet uns Zugang zu einer ganz bestimmten bischöflichen
Amtsauffassung und Amtsführung, zu Rechtsvorstellungen und zu einem religiösen
Programm, wie wir dies in so dichter Form nicht leicht in einer anderen
123 Vgl. summa cum celeritate; magno cum gemitu; media per viscera; alia per orbis climata; hac in
vertigine rerum.
124 G’sell, Vita II, S. 321f.
125 Vgl. die Verbindungen mit den figurae etymologicae ut vir virtutum omnium gnarus oder cepissent
captivassentque oder precibus precatibus oder dem Oxymoron occisum occiderunt sowie
dem Homoioteleuton magnificencia munificencia.
126 G’sell, Vita II, S. 322f.
127 Ebd., S. 323–325.
128 Ebd., S. 325–334 und insbesondere S. 331: „Die Bibelverse werden in den seltensten Fällen
eigentlich zitiert […] In freier Weise werden Schrifttexte in die Erzählung verwoben. Der Verfasser
benutzt die Schriftworte, um s e i n e Gedanken auszudrücken“.