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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0035
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34 Einleitung
wurden ²²⁰ . Insbesondere nach dem Tod Erzbischof Adalberts I. ist diese Vernetzung
auch bei den Stiften Erfurt, Nörten, Limburg, Aschaffenburg, Heiligenstadt und
Jechaburg – außer Limburg allesamt Mainzer Archidiakonate – feststellbar ²²¹ .
Allerdings hatte sich der Erzbischof bereits seit langem aus dem Kreis des
Domkapitels verabschiedet. Während Willigis und Bardo in Mainz wohl noch
sporadisch das Stundengebet in Gemeinschaft mit den Domkanonikern begingen,
scheinen deren Nachfolger darauf verzichtet zu haben ²²² . Parallel hierzu setzte
auch seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die langsame Auflösung der vita communis
ein, die sich an der allmählichen Zweckentfremdung von Refektorium und
Dormitorium am Dom ablesen lässt ²²³ . Insofern ist auch das Bild der Vita, die den
Erzbischof im Kreis seiner Kleriker zeichnet, zum einen anachronistisch. Es kann
sich hierbei allerdings auch um die Widerspiegelung eines Versuchs Arnolds von
Selenhofen handeln, Elemente und Formen einer vita communis im Umfeld des
Erzbischofs wiederzubeleben ²²⁴ .
Das gespannte Verhältnis des Erzbischofs gegenüber seinem Domkapitel wird
wohl auch an der Wahl seiner Grablege durch Arnold deutlich: Er wollte offensichtlich
nicht im Dom oder einer der Mainzer Kirchen bestattet werden. Auf
Bitten Arnolds von Selenhofen nahm Hadrian IV. im August 1159 das Kloster
Bronnbach – die ausersehene Grabstätte Arnolds – in seinen Schutz ²²⁵ . Arnold
schenkte Bronnbach ebenso die gerade von Beringer gegen die Gamburg frisch
eingetauschte villa Bronnbach ²²⁶ . Klar tritt die Sorge für seine Memoria auch in
der von düsteren Ahnungen durchdrungenen Urkunde hervor, mit der Arnold
dem Stift St. Maria ad gradus in Mainz im Sommer 1160 Schenkungen machte ²²⁷ .
220 Schöntag, Untersuchungen, S. 54.
221 Ebd., S. 54f.
222 Semmler, Tradition und Neuerung, S. 657.
223 Ebd., S. 658.
224 Weinfurter, Verfasser, S. 319–321.
225 MUB II 241 = JL 10582.
226 MUB II 238. Vgl. zum Kontext Rückert, Die Anfänge.
227 MUB II 251, S. 454: Verum peccatis nostris exigentibus omnes communiter in tantam iam devenimus
miseriam, in tantam perturbationis et confusionis voraginem impegimus et involuti sumus,
ut etiam nobis, qui licet indigni episcopali tamen fungimur honore, quid faciendum quidve
sperandum sit, in dubium venerit. Iusto enim dei iudicio venit super nos tribulatio [vgl. Spr. 1.
27] et non exaudimur in necessitatibus nostris, quia omnes incessanter deum offendimus. Proinde
hoc solum et unicum nobis est remedium, ut ad thronum gratię dei confugere festinemus
[vgl. Hebr. 4,16], si forte misereri, si parcere, si extentam super nos suę districtionis iram [vgl. Ps.
84,6] convertere dignetur in misericordiam. Huius rei consideratione nos salubriter compuncti
et commoniti, ne penitus inutiles et sine fructu coram domino inveniamur [Lk. 13,6], quantum
ipsius concesserit clementia, curam adhibere et operam dare parati sumus et semper erimus.
St. Maria ad gradus ist die einzige stadtmainzische geistliche Institution, die Arnold so bedachte.
Schöntag, Untersuchungen, S. 101 meint: „Diese Zurückhaltung ist nur auf Grund der Spannungen
zu verstehen, die zwischen ihm und einem Teil des Klerus der Stadt bestanden“.
 
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