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Burkhardt, Stefan [Editor]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0041
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40 Einleitung
Arnolds unterstellt werden ²⁶⁵ . Zur Durchsetzung dieser Beschlüsse schickte der
Kaiser eine Gesandtschaft.
Arnold stellte Bedingungen für die Aussöhnung: Neben Restitutionsbestimmungen
sollten die Kleriker von St. Peter (dem Stift Burchards von Jechaburg) bis
nach St. Alban die harnschare durchführen ²⁶⁶ , die vornehmsten Laien sollten bis
auf weiteres aus der Stadt verbannt bleiben ²⁶⁷ . Die Mainzer waren allerdings
nicht bereit, sich solchen Bedingungen zu unterwerfen: Über acht Tage wartete
Arnold vergeblich in St. Alban auf ein Erscheinen der Mainzer ²⁶⁸ . Vielmehr organisierten
die Ministerialen Reinbodo von Bingen und Gottfried von Eppstein den
bewaffneten Widerstand ²⁶⁹ . Nun rief Arnold Heinrich den Löwen und seine
Lehnsleute für einen militärischen Schlag zu Hilfe, ging allerdings doch nochmals
auf ein Aussöhnungsangebot ein. Ob Arnold zu unvorsichtig war, als er sich nur
in geringer Begleitung zu den Verhandlungen begab, ist ungewiss: Er vertraute
wohl den Kräften der ihm wohl gesonnenen Ministerialenparteiung ²⁷⁰ . Darüber
hinaus lag das St. Jakobskloster, in dem er Quartier nahm, vor der Stadt und war
nicht unbefestigt ²⁷¹ . Die Mainzer kamen den Forderungen des Erzbischofs wohl
nicht zu dessen Zufriedenheit nach. Nach der harschen Ablehnung des Erz bischofs
sammelten sich die gegnerischen Kräfte, marschierten auf das Kloster zu, steckten
es in Brand und ermordeten den Erzbischof.
Die Strafe, die Mainz Anfang April 1163 durch das Gericht des Kaisers ereilte,
war auf den ersten Blick hart: Manche der Aufrührer wurden hingerichtet, andere
verbannt, die Stadtmauer (teilweise) geschleift, Mainz selbst das ius civitatis
entzogen. ²⁷² Das St. Jakobskloster blieb nach der Ermordung Arnolds längere
Zeit eine Art „Erinnerungsort“; eine Ruine, die die Mainzer über der Stadt an
ihre Mordtat erinnerte. Eine Art „Vergangenheitsbewältigung“ fand erst 1176
unter Christian von Buch mit der Neugründung des Klosters als Prämonstra-
265 RI IV,2,2, Nr. 789.
266 Wahrscheinlich sollten die Kleriker Bücher tragen. Hunde zu tragen wäre schwer erträglich
gewesen und hätte die Stimmung weiter angeheizt. Vgl. zu dieser Frage auch Görich, Ehre des
Erzbischofs, S. 109 und zur Strafe Schwenk, Hundetragen.
267 BWA 94, RI IV,2,2, Nr. 854 D. Dass die Maßnahme primär auch die Ministerialität betraf, zeigt
sich daran, dass Reinbodo von Bingen, ein Ministerialer, die Stadt verlassen musste, dies aber
zusammen mit Gottfried von Eppstein nicht tat (Vita c. 61).
268 BWA 99.
269 BWA 100.
270 Für letzteres spricht, dass Arnold den ihm treu ergebenen Ministerialen Helferich in die Stadt zu
Verhandlungen und möglicherweise Sondierungen vorausschickte (BWA 104).
271 BWA 101.
272 RI IV,2,2, Nr. 1197, BWK 19, BWK 22. Die Entfestung scheint doch den Rahmen einer rein
zeremoniellen Niederlegung eines Teils der Stadtmauer überschritten zu haben; die Annales
Ratisponenses vergleichen sie mit der Unterwerfung und Zerstörung Mailands im Jahr zuvor.
 
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