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Burkhardt, Stefan [Hrsg.]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0080
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Edition und Übersetzung 79
euer Leben gewinnen, die Friedensordnung und die Ruhe und den unbeschreiblichen
Seelenfrieden besitzend, so dass ihr euch ohne Unterbrechung Gott allein
widmen könnt. Aber wehe ¹⁴⁸ mir! Weil mein irdischer Aufenthalt sich hinzieht,
werde ich bei den Zelten von Kedar wohnen, wo es keine Friedensordnung,
keine Ruhe und keinen Seelenfrieden gibt, wo ich kaum oder niemals die Ruhe
finde, um den Dienst des von mir übernommenen Amtes zu erfüllen. Wer ¹⁴⁹ wird
mir Flügel wie die einer Taube geben, um zur höchsten Armut der Heiligen hinauffliegen
zu können von diesem Kampfplatz der Unruhe und mich einmal davon
zu befreien? Wer ¹⁵⁰ wird mich erretten von diesem todgeweihten Leib?
Wie ¹⁵¹ soll ich dem Herrn all das vergelten, was er mir angedeihen lässt? Betet für
mich, meine geliebtesten Brüder, damit Gott, dessen planmäßiger Anordnung
alles unterworfen ist, Erbarmen hat wegen meiner Unzulänglichkeit und die
Kraft seiner Gnade wirken lässt, damit er mich aus diesem Elend der Welt machtvoll
herausreißt und mich ¹⁵² in die Lage versetzt, mit eurer Hilfe beständig seinen
Geboten zu folgen. Der Herr sieht, meine Brüder, dass ich mit glühendster
Sehnsucht nur dies wünsche, mich von ¹⁵³ dieser nichtswürdigen Welt loszureißen
und als Armer unter Armen im Haus Gottes bei Christus zu wohnen.“ Er hatte
freilich gemäß den kanonischen Vorschriften ¹⁵⁴ äußerst streng lebende Kleriker
und Mönche, die ihn ständig umgaben, als gewissenhafteste Wächter seines
Lebens um sich, damit sie Zeugnis über ihren gottesfürchtigen Lebenswandel
ablegten und er auch selbst nach deren Beispiel einmal die Welt ¹⁵⁵ mit ihrem
Glanz verschmähe.
18. Im Übrigen beschäftigte er sich eifrigst mit der Errichtung und Wiederherstellung
der Kirchen ¹⁵⁶ , mit der Versorgung der Armen und damit, dass in den ihm anvertrauten
Kirchen die strenge Lebensweise mit aller Wachsamkeit bewahrt wird.
Und damit nicht jemand durch die Armut gezwungen wird, sich zu versündigen,
suchte er der Not der Brüder durch die wohltätige Hand zu begegnen, wobei er
sagte, dass die Not den Gerechten zwinge, eine Schuld auf sich zu laden. Er vollendete
einige begonnene Klöster, einige ließ er ganz neu errichten, und er stattete
diese mit vielen Gütern aus. Unter ihnen ragen besonders die Klosteranlagen
hervor, die St. Maria im Tal ¹⁵⁷ und St. Maria in Bronnbach ¹⁵⁸ genannt werden. Er
155 Gregor d. Große, Dialogorum libri IV, lib. II, prol. (SChr 260, S. 126, Z. 5–6): despexit iam quasi
aridum mundum cum flore.
156 Vgl. zu den von Arnold geförderten Kirchen Einleitung, S. 34.
157 Das heute nicht mehr erhaltene Kloster Dalen/Maria Dalheim im Zahlbacher Tal in der Nähe
der Römersteine, Mainz.
158 Kloster Bronnbach im unteren Taubertal bei Wertheim. Vgl. Rückert, Die Anfänge; Scherg,
Die Zisterzienerabtei Bronnbach; Schmitt-Vollmer, Bronnbach.
 
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