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Burkhardt, Stefan [Editor]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0088
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Edition und Übersetzung 87
versiert, war er von ¹⁸¹ kühnem Mut. Keusch und freigiebig, war er in großartiger
Weise bemüht ¹⁸² um alle Tugenden. Große Beredsamkeit und große Weisheit
waren ihm gegeben.
22. Mit welch großem Einsatz er um den vornehmen Rang der Mainzer Kirche
kämpfte, damit nicht ein fremder Einfluss irgendeines Nachbarn – durch welchen
Machtanspruch auch immer entstanden – ihre Freiheit herabdrücken würde, darf
niemals der Vergessenheit preisgegeben werden. Als nämlich der Erzbischof von
Trier ¹⁸³ die Legationsgewalt, die er ausübte, hinsichtlich einer gewissen Jurisdiktions
gewalt auf alle Kirchen Germaniens ausdehnte ¹⁸⁴ , da sann er [Arnold]
darauf, wie er diese von sich und aus allen Gebieten seiner Kirchenprovinz
abwehre ¹⁸⁵ . Und weil der Höhenzug des Appenin von derjenigen Seite aus, von
der er nach Italien und ganz Ligurien blickt, dem deutschen Namen feindlich
gesonnen war und der Ligurer an den abgelegenen Pässen der Berge und den engen
¹⁸⁶ Stellen der Wege lauerte ¹⁸⁷ und außerdem der raue ¹⁸⁸ Winter jeden Übergang
der Alpen mit klirrendem Eis überzogen hatte ¹⁸⁹ , lehnte er es daher ab, den verschneiten
und steilen Pass des Großen St. Bernhard ¹⁹⁰ zu benutzen. So beschloss
er, weil es in einer so wichtigen Angelegenheit keinen Aufschub geben konnte,
durch andere Zonen des Erdkreises den römischen Sitz anzusteuern.
23. Begleitet von sehr erfahrenen und zahlreichen Geistlichen und mit viel
Gepäck und großem Aufwand gelangte er, nachdem die Gebiete des deutschen
Reichs durchzogen waren, an das Mittelmeer. Dort trafen sie Vorkehrungen, mit
zahlreichen zusammengesuchten Schiffen – weil ein einziges Schiff auf Grund
ihrer Menge nicht in der Lage war, sie unter ein Ruder aufzunehmen – den Hafen
von Venedig zu erreichen, in dem Glauben, dass sie mit aneinandergereihten
Schiffen und gegen den Nordwind ¹⁹¹ aufgespannten Segeln alle zugleich in See
stechen könnten. Bald aber waren die Schiffe durch einen aufgekommenen
Sturm abgetrieben und so weit voneinander verstreut, dass keines den Kurs des
anderen halten oder eines das andere im Blick behalten konnte. Deshalb unter-
186 Vergil, Aeneis, lib. II,332.
187 Die politische Lage in diesem Teil Italiens war bereits vor dem Ausbruch des Alexandrinischen
Schismas aufgrund der Auseinandersetzungen Friedrich Barbarossas mit den Kommunen gespannt.
188 Lukan, De bello civili, lib. I, v. 17–18.
189 Die Reise Arnolds muss vor der Ausstellung von MUB II 215 (JL 10201) am 11.8.1156 und nach
der Ausstellung von MUB II 213 (JL 10145) am 15.2.1156 stattgefunden haben.
190 Der Große St. Bernhard.
191 Möglicherweise ganz wörtlich der starke, winterliche Nordwind in der Adriagegend.
 
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