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Burkhardt, Stefan [Editor]
Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis: die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen; Edition, Übersetzung und Kommentar — Klöster als Innovationslabore, Band 2: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Vita arnoldi archiepiscopi moguntinensis: Die Lebensbeschreibung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31469#0090
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Edition und Übersetzung 89
warf sich der verehrungswürdige Mainzer Erzbischof für die Freiheit seiner Kirchen
ganz den Winden und vertraute sich den Stürmen an. Nicht die Drohungen ¹⁹² des
Meeres, nicht der Zorn der Wogen, nicht Charybdis ¹⁹³ und auch nicht irgendeine
Sandbank schreckten ihn von diesem Unternehmen ab, kein fremdes Schiff, kein
feindliches ¹⁹⁴ Gestade, kein Bewohner fremder Orte und nicht irgendeine unvorhergesehene
Gefahr hielten ihn von diesem Vorhaben ab.
24. So wurde er durch die aufschäumenden ¹⁹⁵ Wellen über den schrecklichen und
abgrundtiefen Meeresgrund getrieben. Und bald waren dort die Gestalten der
Delphine, die der Wirbel der See empor schleuderte, bald andere furchterregende
Monster des Meeres, bald Ungeheuer aus des Meeres Schoß, die knirschend
unheilvolle und widerwärtige Schreie von sich gaben, bald das Dröhnen eines
anhebenden Sturmes, bald das schrecklichste Getöse der Wassermassen, und
dann die Kämpfe des Windes, die durch das entsetzliche Wogen das Schiff bald in
die Höhe, bald in die Tiefe stürzten, und, um es in einem zu sagen, die ganze
Beschaffenheit des Meeres streckte dem neuen Gast drohend Gefahren entgegen.
Bald schien das Schiff bis zu den Sternen am Himmel empor gerissen zu werden,
dann aber, als es inmitten des Wogens des sich zusammenballenden Wassers hing,
glaubte man, dass es in die Tiefen des Meeres hinabtauchen würde. Auf einmal
aber, vom heranwehenden Nordwind erfasst, begann es, sich mitten durch die
hochragenden Gipfel der See, von denen es von allen Seiten umgeben war, eine
Bahn zu ziehen. Als schon einzig die Todesgefahr und der Schiffbruch diesen
bevorstanden, da entkam das Schiff schließlich doch, durch die göttliche, schützende
Gnade auf sehr schnellem Kurs, auf hoher Woge und von Winden getrieben,
durch ein göttliches Wunder in den lang ersehnten Venezianischen Hafen ¹⁹⁶ .
Auch die übrigen, die sich unter demselben Los abmühten, rettete das gleiche
oder ein ähnliches Schicksal.
25. Nachdem sie, durch den gnädigen Gott vom Schiffbruch gerettet, in Venedig
angelegt und die gerade anstehenden Feierlichkeiten des Osterfestes begangen
hatten, wurden sie von den Venezianern höchst ehrenhaft beschenkt und segelten
dann die Küste entlang Richtung Sizilien, weil sie wegen der Römer, denen
die Deutschen verhasst waren ¹⁹⁷ , nicht durch die Romagna Italiens zum Papst
195 Origenes sec. translationem Rufini, In Genesim Homiliae 9,1 (GCS 29, S. 86, Z. 21): undis intumescentibus.
196 Venedig.
197 Anlässlich der Kaiserkrönung Barbarossas kam es zu theoretischen und handgreiflichen Auseinandersetzungen.
Vgl. RI IV,2,1, Nr. 316 und 319.
 
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