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Edition und Übersetzung 91
ziehen konnten ¹⁹⁸ . Nachdem sie lange in Narni ¹⁹⁹ verweilt hatten, gelangten sie
endlich in die Gegenwart des Papstes. Und so nahm der verehrungswürdige
Papst Hadrian ²⁰⁰ den Herrn Arnold von Mainz auf; und er ehrte ihn durch so
große Feierlichkeiten und bezeugte ihm Ehrerbietung vor allen anderen an der
Kurie durch eine so würdevolle Auszeichnung, dass, sooft der Mainzer ihn auch
aufsuchte, der päpstliche Herr sich vor ihm erhob, ihn vor allen anderen als einen
ihm vertrauten, gern gesehenen, großartigen und rühmlichen Mann herausstellte
und die gesamte Kurie in hoch preisender Huldigung sich vor ihm verneigte. Was
bedarf es noch mehr der Worte? Er erreichte, dass seinem Anliegen vom apostolischen
Stuhl ganz und gar entsprochen wurde, und er empfing an Ort und Stelle
die Stellvertreterschaft des Herrn Papst und die Legationsgewalt über die gesamte
Mainzer Kirchenprovinz und befreite seine Kirche aus der Unterjochung
durch andere. ²⁰¹ Schließlich, nachdem die Kurie durch eine höchst angemessene
Zuwendung bedacht worden war und auch er selbst apostolische Gaben auf
wunderbare Weise erhalten hatte, überwand er mit größter Mühe und unermesslichem
Aufwand den äußerst hohen Pass des Großen St. Bernhard ²⁰² und kehrte
voller Freude und unter dem Schutz des Herrn als geehrter Mann in seinen
Bereich zurück.
26. Zur selben Zeit waren die Raserei und die ihnen eigene Herrschsucht bei den
Mailändern – die sich gegen die benachbarten Städte und das in ihrer Umgebung
wohnende Volk richteten – so sehr entfacht, dass die Klage der Bedrängten an die
Ohren fast schon des gesamten Erdkreises gelangte und sogar das kaiserliche
Hofgericht des allerruhmreichsten Kaisers Friedrich durch die unablässige
Anhäufung der Streitfälle zum Eingreifen zwang. ²⁰³ Und als sie nach einer längeren
Zeitspanne trotz der kaiserlichen Ermahnungen keine Ruhe geben wollten,
als ²⁰⁴ sie die Heeresmacht des unbesiegbarsten Kaisers gering schätzten und den
Unwillen aller Reiche auf sich zogen, war es unvermeidbar, dass sie das kaiserliche
Schwert – das zur ²⁰⁵ Bestrafung von Übeltätern, aber zum Lob der
Vortrefflichen getragen wird – zu spüren bekamen. Daher rief Friedrich, der unbesiegbarste
Kaiser der Römer und Augustus, zu den Waffen und führte gegen
202 Im Gegensatz zur winterlichen Hinreise war nun, im Spätsommer 1156, der Große St. Bernhard
passierbar.
203 Im Juni 1156 beschwerten sich Como, Lodi und Pavia über Mailand (RI IV,2,1 Nr. 398).
204 Isai. 38,17. Bezieht sich möglicherweise auf den gescheiterten Versuch, die Mailänder durch das
Überbringen einer kaiserlichen Fahne zur Ruhe zu zwingen (RI IV,2,1 Nr. 445).
205 1. Petr. 2,14: Sive ducibus ... missi ad vindictam malefactorum, laudem vero bonorum; vgl. auch
MGH D F I. 289, S. 102 (Schreiben Barbarossas an die Mainzer, vgl. unten, c. 55). Die Formel
findet sich auch in den Weiheordines für die Königs-/Kaiserkrönung bei der Schwertübergabe.
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ziehen konnten ¹⁹⁸ . Nachdem sie lange in Narni ¹⁹⁹ verweilt hatten, gelangten sie
endlich in die Gegenwart des Papstes. Und so nahm der verehrungswürdige
Papst Hadrian ²⁰⁰ den Herrn Arnold von Mainz auf; und er ehrte ihn durch so
große Feierlichkeiten und bezeugte ihm Ehrerbietung vor allen anderen an der
Kurie durch eine so würdevolle Auszeichnung, dass, sooft der Mainzer ihn auch
aufsuchte, der päpstliche Herr sich vor ihm erhob, ihn vor allen anderen als einen
ihm vertrauten, gern gesehenen, großartigen und rühmlichen Mann herausstellte
und die gesamte Kurie in hoch preisender Huldigung sich vor ihm verneigte. Was
bedarf es noch mehr der Worte? Er erreichte, dass seinem Anliegen vom apostolischen
Stuhl ganz und gar entsprochen wurde, und er empfing an Ort und Stelle
die Stellvertreterschaft des Herrn Papst und die Legationsgewalt über die gesamte
Mainzer Kirchenprovinz und befreite seine Kirche aus der Unterjochung
durch andere. ²⁰¹ Schließlich, nachdem die Kurie durch eine höchst angemessene
Zuwendung bedacht worden war und auch er selbst apostolische Gaben auf
wunderbare Weise erhalten hatte, überwand er mit größter Mühe und unermesslichem
Aufwand den äußerst hohen Pass des Großen St. Bernhard ²⁰² und kehrte
voller Freude und unter dem Schutz des Herrn als geehrter Mann in seinen
Bereich zurück.
26. Zur selben Zeit waren die Raserei und die ihnen eigene Herrschsucht bei den
Mailändern – die sich gegen die benachbarten Städte und das in ihrer Umgebung
wohnende Volk richteten – so sehr entfacht, dass die Klage der Bedrängten an die
Ohren fast schon des gesamten Erdkreises gelangte und sogar das kaiserliche
Hofgericht des allerruhmreichsten Kaisers Friedrich durch die unablässige
Anhäufung der Streitfälle zum Eingreifen zwang. ²⁰³ Und als sie nach einer längeren
Zeitspanne trotz der kaiserlichen Ermahnungen keine Ruhe geben wollten,
als ²⁰⁴ sie die Heeresmacht des unbesiegbarsten Kaisers gering schätzten und den
Unwillen aller Reiche auf sich zogen, war es unvermeidbar, dass sie das kaiserliche
Schwert – das zur ²⁰⁵ Bestrafung von Übeltätern, aber zum Lob der
Vortrefflichen getragen wird – zu spüren bekamen. Daher rief Friedrich, der unbesiegbarste
Kaiser der Römer und Augustus, zu den Waffen und führte gegen
202 Im Gegensatz zur winterlichen Hinreise war nun, im Spätsommer 1156, der Große St. Bernhard
passierbar.
203 Im Juni 1156 beschwerten sich Como, Lodi und Pavia über Mailand (RI IV,2,1 Nr. 398).
204 Isai. 38,17. Bezieht sich möglicherweise auf den gescheiterten Versuch, die Mailänder durch das
Überbringen einer kaiserlichen Fahne zur Ruhe zu zwingen (RI IV,2,1 Nr. 445).
205 1. Petr. 2,14: Sive ducibus ... missi ad vindictam malefactorum, laudem vero bonorum; vgl. auch
MGH D F I. 289, S. 102 (Schreiben Barbarossas an die Mainzer, vgl. unten, c. 55). Die Formel
findet sich auch in den Weiheordines für die Königs-/Kaiserkrönung bei der Schwertübergabe.