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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0039
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1. Flandern und die vita religiosa | 35

Fazit
Die Grafschaft Flandern eignet sich als Untersuchungsraum besonders gut, da die
flandrische vita religiosa in der Forschung sehr stark unter dem Blickwinkel der
»Reform« betrachtet wurde. »Klosterreformen« verstanden Historiker dabei stets
als Teil größerer »Reformbewegungen«, die sich filiationsartig verbreiteten und
in regelmäßigen Abständen als »Reformwellen« die Geschichte des flandrischen
Mönchtums maßgeblich prägten. Diese »Reformen« wurden entweder »Refor-
mern« - wie beispielsweise Gerhard von Brogne und Richard von Saint-Vanne -
oder aber bestimmten Klöstern und Lebensweisen - wie Cluny oder Anchin - zu-
geordnet. Für die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts galt das Interesse eben dieser
»cluniazenischen Reform«, die allerdings eine sehr spezifische Prägung ausbildete
und letztlich mit den Generalkapiteln der 1130er Jahre eine ganz eigene Dyna-
mik entwickelte. Der Grafschaft Flandern kommt darüber hinaus aber auch eine
besondere Rolle zu, da dort in der Zeit um 1100 der monastische Aufbruch und
damit die Offenheit und Vielfalt der vita religiosa sehr deutlich zu Tage traten.
Dieser spezifische Kontext - »Klosterrefomen« und religiöser Aufbruch - und der
bisherige verfassungsgeschichtliche Ansatz der Forschung machen die flandrische
Klosterlandschaft zu Beginn des 12. Jahrhunderts zu einem sehr geeigneten Unter-
suchungsgegenstand und versprechen Erkenntnisse, die vor allem für die »Reform-
forschung« von großer Tragweite sind.
Die vorliegende Arbeit wird daher das Phänomen der »Klosterreform« in der
Grafschaft Flandern für die Zeit zwischen 1100 und 1140 am Beispiel von vier fland-
rischen Mönchsgemeinschaften untersuchen: Es handelt sich um die Abteien Saint-
Bertin, Marchiennes, Saint-Martin und Anchin. Bevor allerdings auf die Fragestel-
lung dieser Studie eingegangen werden kann, soll der Forschungsstand analysiert
werden.
 
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