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Sellner, Harald [VerfasserIn]; Eberhard Karls Universität Tübingen [Grad-verleihende Institution] [Hrsg.]
Klöster zwischen Krise und correctio: monastische "Reformen" im Hochmittelalterlichen Flandern — Klöster als Innovationslabore, Band 3: Tübingen, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.48960#0530
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526 | Schlussfolgerungen

ten, dass im Zuge einer correctio ein neues Gästehaus errichtet wurde, wodurch das
Ideal der caritas eine feste und nach außen hin sichtbare Größe wurde. Bauliche
Veränderungen in den Klosterkirchen konnten Veränderungen in der Liturgie oder
aber dem lokalen Heiligenkult Rechnung tragen.
Veränderungen des Rechtsstatus
Vor allem das Beispiel Saint-Bertins veranschaulicht die möglichen rechtlichen Fol-
gen einer correctio. Die Abtei hatte sich in die Abhängigkeit von Cluny begeben,
um die Lebensweise eben dieser Gemeinschaft zu erhalten. Für Saint-Bertin be-
deutete dies, dass die Mönche in wichtigen Fragen, wie zum Beispiel der Wahl des
Abtes, ihre Freiheit einbüßten und zudem einer Kontrolle von außen unterstellt
waren. In ganz ähnlicher Weise verhält es sich mit den Beispielen von Marchiennes
und Saint-Martin, da das benachbarte Anchin und sein ehemaliger Abt Alvisus hier
ebenfalls den Versuch unternahmen, in interne Angelegenheiten einzugreifen, letzt-
lich aber am Widerstand der Mönche scheiterten.
Veränderungen in den Besitzstrukturen
Die correctio einer Gemeinschaft äußert sich besonders deutlich in den Verände-
rungen der Besitzstrukturen. Vor allem die Restitution von verlorengegangenem
Klosterbesitz nimmt dabei einen besonderen Platz ein. Oft über lange Jahre hin-
weg versuchten Äbte, Einigungen mit den meist weltlichen Herren (»Usurpato-
ren«) zu erreichen, frequentierten in diesem Zusammenhang die bischöflichen und
gräflichen Gerichte und ließen sich ihren Besitz immer wieder von den höchs-
ten Autoritäten bestätigen. Die Restitution von Besitz bedurfte letztlich starker
und fähiger Persönlichkeiten, aber auch entsprechender Hilfsmittel wie Chartu-
lare oder Besitzverzeichnisse. Eben dies wurde umso wichtiger, als die Klöster im
Zusammenhang einer correctio einen starken Anstieg von Schenkungen zu ver-
zeichnen hatten. Ansatzweise lassen sich Versuche fassen, den Besitz des Klosters
effizienter zu verwalten. Die Histoire-Polyptyque aus Marchiennes mutet zwar
in ihrer Form sehr traditionell an, wurde aber nachweislich bei der Restitutions-
politik Abt Amands verwendet. In Saint-Bertin wurden Maßnahmen getroffen,
um die Dienstleute des Klosters besser zu kontrollieren, zudem erlaubte der Bau
von Kanälen eine bessere Nutzung des Besitzes. Nicht weniger zeugt der Tausch
und Kauf von Land oder Altären davon, dass die Äbte ansatzweise nach Kriterien
besserer Wirtschaftlichkeit handelten und, wie Hermann von Tournai bemerkt, für
 
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